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Sutermeister, Hans Martin: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Hans Martin Sutermeister''', Pseudonym: '''Hans Möhrlen''' (* 29. September 1907 in Rued (AG); † 5. Mai 1977 in Basel) war ein Schweizer Arzt, (populärwissenschaftlicher) Schriftsteller und Politiker.
'''Hans Martin Sutermeister''', Pseudonym: '''Hans Möhrlen''' (* 29. September 1907 in Rued AG; † 5. Mai 1977 in Basel) war ein Schweizer Schriftstellerarzt und Privatgelehrter.


== Leben ==
== Leben ==


Der Sohn des religiösen Sozialisten Friedrich Sutermeister und Bruder von [[Sutermeister, Peter|Peter Sutermeister]] studierte nach der Matura 1926 Theologie, brach das Studium ab und wechselte auf Medizin in Basel und Deutschland. Nach dem Studienabschluss veröffentlichte er 1942 seine autobiografische Novelle [http://de.wikipedia.org/wiki/Zwischen_zwei_Welten ''Zwischen zwei Welten''], eine Abrechnung mit seiner Jugend und protestantischen Erziehung. Sein bekanntestes populärwissenschaftliches Buch, [http://de.wikipedia.org/wiki/Psychologie_und_Weltanschauung ''Psychologie und Weltanschauung''], erschien 1944.
Sutermeister war Sohn der gutbürgerlichen Maria Hunziker und des religiösen Sozialisten Friedrich Sutermeister. Zu seinen Geschwistern zählten der Schriftsteller [[Sutermeister, Peter|Peter]] und der Komponist Heinrich. Hans Martin studierte Theologie, brach das Studium ab und wechselte auf Medizin. Nach dem Abschluss, vom Studium befreit, schrieb er 1942 seine autobiografische Novelle ''Zwischen zwei Welten'', auf den ersten Blick eine Abrechnung mit seiner protestantischen Erziehung.<ref>Carl Heinrich: ''Hans Moehrlen: „Zwischen zwei Welten“.'' In: ''Die Gefährten: Monatsschrift für Erkenntnis und Tat.'' 9–17, 1947, S. 69.</ref><ref>Anton Schaller: ''Zwischen zwei Welten: Erinnerung an den Landesring oder was eine kleine Novelle bewirken kann.'' Kolumne 182 auf Seniorweb.ch, 29. April 2012.</ref><ref>[[Lerch, Fredi|Fredi Lerch]]: ''Frühes Zeugnis von Schweizer Nonkonformismus.'' In: ''Revista Espaço Acadêmico.'' Band 12, Nr. 134, Juli 2012, S. 181–183.</ref> Die Novelle ist aber zugleich Thesenroman nach dem Vorbild Emile Zolas: Die Figuren der Novelle, besonders die Frauen -seine Mutter, seine Jugendliebe Ursula, seine erste richtige Liebe Mia- entsprechen medizinischen Konstitutionstypen. Der Autor selbst ist von seiner Neurose verfolgt. Er ist Welträtsellöser in Sinne Ernst Haeckels. (vgl. seine ''Neue Gesichtspunkte in der Psychologie'', 1944)


Von 1946 bis 1947 war er Medical Officer bei der United Nations Relief and Rehabilitation Administration in Deutschland, Polen und der Tschechoslowakei. 1949 erzählte er auf seinen Romanseiten ''Fahrt durch Europas Ruinen'' im Berner Tagblatt seine Erlebnisse als Berner Flüchtlingsarzt.
Die Thesen der Novelle bestätigt er für sich in seinen Fachschriften, besonders seinem bekanntesten populärwissenschaftlichen Buch ''Psychologie und Weltanschauung'' (1944). In Jean Piagets ''Schweizerischen Zeitschrift für Psychologie und ihre Anwendungen'' setzte er zu Angriffen auf die geisteswissenschaftliche Psychologie an. Der Schriftsteller Jakob Bührer und der Sozialist Emil J. Walter unterstützten ihn dabei. Hans Bally war geneigt, über Sutermeister eine Satire zu schreiben, und bezeichnete sein ''Nomen atque omen'' als „Dokument privater Schwierigkeiten“. Bedeutendster Gegner seiner Thesen waren Jesuiten, später der Soziologe Leopold von Wiese.<ref>Leopold von Wiese: ''Ethik in der Schauweise der Wissenschaften vom Menschen und von der Gesellschaft.'' Francke Verlag, Bern 1960, S. 102–109.</ref>


Danach führte er eine Arztpraxis in Bern und versuchte vergebens, unter [[Klaesi, Jakob|Jakob Klaesi]] mit einer [http://de.wikipedia.org/wiki/Schiller_als_Arzt Arbeit über Friedrich Schiller] in Bern zu habilitieren. Er bewunderte Schiller mehr als Goethe und sah in ihm, wie auch im Komponisten Robert Schumann, ein medizinisches „Genieproblem“. Darüber schrieb er einige Fachartikel. Er verkehrte in [[Graber, Gustav Hans|Gustav Hans Grabers]] Psychologischer Gesellschaft Bern.
Von 1946 bis 1947 war er Flüchtlingsarzt bei der UNRRA in Deutschland, Polen und der Tschechoslowakei. 1949 schilderte er auf seinen Romanseiten ''Fahrt durch Europas Ruinen'' im Berner Tagblatt seine Erlebnisse. Jahrzehntelang führte er eine Arztpraxis in Bern. Er bewunderte Friedrich Schiller mehr als Goethe und identifizierte sich mit ihm. Anfang 1950-er Jahre versuchte er vergebens, unter Dichterarzt [[Klaesi, Jakob|Jakob Klaesi]] mit einer Arbeit über Schiller zu habilitieren. Als Ersatzlösung hielt er ein paar Vorträge an der Berner Volkshochschule und verkehrte in [[Graber, Gustav Hans|Gustav Hans Grabers]] Psychologischer Gesellschaft Bern. Im Komponisten Robert Schumann sah er ein medizinisches „Genieproblem“.


1967 wurde er als Vertreter des Landesrings der Unabhängigen in den Berner Gemeinderat (Stadtregierung) gewählt. Dort leitete er die Schuldirektion, da [[Schädelin, Klaus|Klaus Schädelin]] ihm die Fürsorgedirektion nicht abtreten wollte. Von 1966 bis 1971 sass er zudem im Berner Grossen Rat (Kantonsparlament). Er verkehrte im Diskussionskeller Junkere 37, wo er mit Nonkonformisten zusammenkam. Seine kurze Begeisterung für die Sowjetunion kam im Artikel ''Ist Moskau eine Reise wert?'' im „zeitkritischen Magazin“ Focus, einem Sprachrohr von Walter Matthias Diggelmann, [[Golowin, Sergius|Sergius Golowin]] und [[Mühlethaler, Hans|Hans Mühlethaler]], zum Ausdruck. In [[Lerch, Fredi|Fredi Lerchs]] ''Muellers Weg ins Paradies'' besucht ihn der Gammlerpoet [[Mueller, René E.|René E. Mueller]] in seinem Büro. Im Grossen Rat verteidigte er [[Bachmann, Guido|Guido Bachmanns]] ''Gilgamesch''. Das u. a. von [[Mühlethaler, Hans|Hans Mühlethalers]] Tochter in der Primarschule in Umlauf gebrachte kleine rote Schülerbuch wurde ihm zum Verhängnis. 1971 het's gchlöpft (kann man alles in den Protokollen im Staats- und Stadtarchiv nachlesen), er wurde aus dem Gemeinderat abgewählt und zog nach Basel, wo er eine neue Arztpraxis eröffnete.
1967 wurde er Schuldirektor von Bern (Schuldirektor, da [[Schädelin, Klaus|Klaus Schädelin]] ihm die Fürsorgedirektion nicht abtreten wollte). Er verkehrte im Diskussionskeller Junkere 37, wo er mit Nonkonformisten zusammenkam (und wo auch Theodor Adorno auftrat). Seine kurze Begeisterung für den Osten kam 1970 im Artikel ''Ist Moskau eine Reise wert?'' im „zeitkritischen Magazin“ Focus, einem Sprachrohr von Walter Matthias Diggelmann, [[Golowin, Sergius|Sergius Golowin]] und [[Mühlethaler, Hans|Hans Mühlethaler]], zum Ausdruck. In [[Lerch, Fredi|Fredi Lerchs]] ''Muellers Weg ins Paradies'' besucht ihn der Gammlerpoet [[Mueller, René E.|René E. Mueller]] in seinem Büro. Im Grossen Rat verteidigte er [[Bachmann, Guido|Guido Bachmanns]] ''Gilgamesch''. Das unter anderem von [[Mühlethaler, Hans|Hans Mühlethalers]] Tochter in der Primarschule in Umlauf gebrachte kleine rote Schülerbuch brachte ihn in Rage.<ref>[[Mühlethaler, Hans|Hans Mühlethaler]]: ''die kleine rote schülerbuch-affäre.'' In: ''focus: das zeitkritische magazin.'' Nr. 11, 1970, S. 26–28.</ref><ref>[[Golowin, Sergius|Sergius Golowin]]: ''Die Schule der Angst.'' In: ''focus: das zeitkritische magazin.'' Nr. 10 (Sondernummer), Juli/August 1970, S. 44.</ref><ref>[[Däpp, Heinz|Heinz Däpp]]: ''Sutermeister und die Folgen: Wie sollen linke Berner wählen?'' In: ''National-Zeitung.'' Nr. 356, 6. August 1970, S. 3.</ref> Nach seiner Abwahl 1971 zog er nach Basel, wo er eine neue Praxis eröffnete.


Als Mitbegründer der Schweizerischen Gefangenengewerkschaft (u. a. mit [[Marti, Kurt|Kurt Marti]] und [[Schädelin, Klaus|Klaus Schädelin]]) und Mitarbeiter des Büros gegen Amts- und Verbandswillkür des Migros setzte er sich für die Rechte von strafrechtlich Verurteilten ein. Er schrieb dazu Artikel im ''Beobachter''. Auf seinen Erfahrungen als Justizirrtumsjäger basiert das 1976 erschienene [http://de.wikipedia.org/wiki/Summa_Iniuria:_Ein_Pitaval_der_Justizirrt%C3%BCmer ''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer''], im Eigenverlag gerduckt, da er für die 800seitige Streitschrift keinen Verleger fand.
Sutermeister setzte sich zudem für die Rechte von strafrechtlich Verurteilten ein: Mit dem Schriftsteller Walter Blickenstorfer begann er um 1960, dem in Genf wegen Mordes verurteilten Pierre Jaccoud zu helfen. Er arbeitete auch im Büro gegen Amts- und Verbandswillkür des Migros mit und schrieb Artikel zu Justizirrtümern im ''Beobachter''. Mit [[Marti, Kurt|Kurt Marti]], [[Schädelin, Klaus|Klaus Schädelin]] und anderen gründete er 1968 die Schweizerische Gefangenengewerkschaft. 1976 druckte er sein „Pitaval der Justizirrtümer“ ''Summa Iniuria'' im Eigenverlag, da er für die 800-seitige Streitschrift keinen Verleger fand. Die Zeit, um dieses Buch zu schreiben, fand er unter anderem in seinem Chalet im waadtländischen Les Mosses (wo er u. a. 1966 dem justizflüchtigen Günter Weigand Asyl anbot).


Hans Martin Sutermeister war mit einer Berlinerin verheiratet und Vater dreier Töchter. Er ist auf dem Basler Friedhof am Hörnli begraben. Die grosse Mehrheit von Sutermeisters Schriften sind nicht literarisch, sondern umfassen allgemeinmedizinische, medizinhistorische und psychologische Themen. Sein Nachlass mit persönlichen Dokumenten, Korrespondenz und Handexemplaren befindet sich in der Burgerbibliothek Bern.
Er war mit einer Berlinerin verheiratet und Vater dreier Töchter. Sein Nachlass befindet sich in der Burgerbibliothek Bern.


== Werke (Auswahl) ==
== Werke (Auswahl) ==


* ''Zwischen zwei Welten: Novelle.'' Mettler & Salz, Bern 1942.
Im ''Almanach deutschsprachiger Schriftstellerärzte 2015'' (S. 548-558, ISBN 978-3-921262-65-8) erschienen im September 2014
* ''Psychologie und Weltanschauung.'' Hans Huber, Bern 1944.
* Politiker-Aphorismus
* ''Von Tanz, Musik und anderen schönen Dingen: Psychologische Plaudereien.'' Hans Huber, Bern 1944.
* Hund Bobbys Lebenslauf (von Ingeborg Sutermeister)
* ''Zur Kontroverse ‘Abstrakt-Konkret’.'' In: ''Abstrakt, konkret: Bulletin der Galerie des Eaux Vives.'' Band 11, 1945 (2 Seiten).
* Lina, Ursula, Mia (Frauenbilder aus ''Zwischen zwei Welten'')
* ''Der Neopositivismus als kommende ‘Einheitsweltanschauung’?'' In: ''Der Freidenker.'' Band 28, 1945, Nr. 8 und 9.
* Masse und Musik
* ''Wünsche an die Welt von morgen.'' In: ''Schweizerische Hochschulzeitung.'' Band 19, Nr. 1, 1945/46, 2 Seiten.
* Medizynischer Liebeskummer (ein Gedicht, frei nach Heinrich Heine)
* ''Zum Thema Mode und Medizin.'' In: ''Praxis.'' Band 37, Nr. 46, 1948, S. 860–862.
* ''Fahrt durch Europas Ruinen: Erlebnisse eines Berner Flüchtlingsarztes.'' Romanseiten der Sonntagsbeilage des ''Berner Tagblatts'' vom 15. Mai 1949, S. 12, und 22. Mai 1949, S. 7.
* ''Kleiner Walzer für Violine und Piano.'' Komposition, 1949.
* ''Kleiner Walzer für Klavier.'' Komposition, 1949.
* ''Über Farben- und Musiktherapie.'' In: ''Gesundheit und Wohlfahrt.'' Band 30, Nr. 1, 1950.
* ''Medizin und Presse.'' In: ''Der Bund.'' 20. April 1950.
* ''Zur Psychologie des Kurpfuschers.'' In: ''Praxis.'' Band 39, Nr. 52, 1950, S. 1115–1122.
* ''Musiktherapie.'' In: ''Universitas: Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Literatur.'' 6, Nr. 3, 1951, S. 307–318.
* ''Masse und Musik.'' In: ''Du: kulturelle Monatsschrift.'' 12, 1952, S. 61, 62 und 64.''
* ''Schiller als Arzt: ein Beitrag zur Geschichte der psychosomatischen Forschung.'' In: Berner Beiträge zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. 1955.
* ''Georg Christoph Lichtenberg und die Medizin.'' In: ''Münchner Medizinische Wochenschrift.'' Band 97, Nr. 39, 1955, S. 1288–1290.
* ''Film und Psychohygiene.'' In: ''Praxis.'' Band 44, Nr. 15, 1955, S. 328–334.
* ''Vom ärztlichen Ethos.'' In: ''Praxis.'' Band 44, Nr. 31, 1955, S. 708–711.
* ''Screen–hypnosis.'' In: ''British Journal of Medical Hypnotism.'' 7 (1), S. 35–37.
* ''Der Alltag des Arztes.'' In: Ulrich Frey, Hans Martin Sutermeister, Werner Messerli: ''Der Arzt.'' Paul Haupt, Bern 1956, S. 20–31.
* ''Das Rätsel um Robert Schumanns Krankheit. Ein Beitrag zum Genieproblem.'' In: ''Praxis.'' Band 48, Nr. 51, 1959, S. 1177–1185.
* ''Autohipnosis del espectador cinematográfico.'' In: ''Revista Latino-Americana de Hipnosis Clínica.'' 1960, 1, p. 23-24.
* ''Medizin im Schatten der Schlagworte.'' In: ''Therapie der Gegenwart.'' Band 102, Nr. 10, 1963, S. 1087–1097.
* ''Zum Tag der Menschenrechte.'' Pamphlet, 10. Dezember 1968.
* ''Ist Moskau eine Reise wert? Neue Schul-Modelle in Ost und West.'' Mit zwei Zeichnungen („Lehrer sein heisst Schweizer sein“ und „Werde Lehrer, tob dich aus“) von [[Dürrenmatt, Friedrich|Friedrich Dürrenmatt]]. In: ''focus: das zeitkritische magazin.'' Nr. 7, April 1970, S. 35–36.


== Quellen ==
Im ''Almanach deutschsprachiger Schriftstellerärzte 2016'' werden erscheinen:
* Ist Moskau eine Reise wert? (im Original mit Zeichnungen von [[Dürrenmatt, Friedrich|Friedrich Dürrenmatt]])
* Fahrt durch Europas Ruinen


* Carl Heinrich: ''Hans Moehrlen: „Zwischen zwei Welten“.'' In: ''Die Gefährten: Monatsschrift für Erkenntnis und Tat.'' 9–17, 1947, S. 69.
Weitere Werke sind:
* Willy Keller (Hrsg.): ''Sutermeister, Hans-Martin.'' In: ''Schweizer Biographisches Archiv.'' 1, EPI Verlag Internationaler Publikationen, Zürich/Lugano/Vaduz 1952, S. 123–124.
* ''Ansprache bei der Bestattung von Adrian Sutermeister.'' 1931
* Leopold von Wiese: ''Ethik in der Schauweise der Wissenschaften vom Menschen und von der Gesellschaft.'' Francke Verlag, Bern 1960, S. 102–109.
* ''Zwischen zwei Welten: Novelle.'' 1942
* Gerhard Mauz: ''Schuldig, weil wir keinen anderen haben.'' In: ''Der Spiegel.'' Nr. 18, 1965, S. 116 und 118.
* ''Psychologie und Weltanschauung.'' 1944
* [[Däpp, Heinz|Heinz Däpp]] Heinz Däpp: Die zwei Seelen in Sutermeisters Brust. In: National-Zeitung. Nr. 282, 24. Juni 1970, S. 6.
* ''Von Tanz, Musik und anderen schönen Dingen: Psychologische Plaudereien.'' 1944
* [[Golowin, Sergius|Sergius Golowin]]: ''Die Schule der Angst.'' In: ''focus: das zeitkritische magazin.'' Nr. 10 (Sondernummer), Juli/August 1970, S. 44.
* ''Zur Kontroverse ‘Abstrakt-Konkret’.'' 1945
* [[Däpp, Heinz|Heinz Däpp]]: ''Sutermeister und die Folgen: Wie sollen linke Berner wählen?'' In: ''National-Zeitung.'' Nr. 356, 6. August 1970, S. 3.
* ''Der Neopositivismus als kommende ‘Einheitsweltanschauung’?'' 1945
* [[Mühlethaler, Hans|Hans Mühlethaler]]: ''die kleine rote schülerbuch-affäre.'' In: ''focus: das zeitkritische magazin.'' Nr. 11, 1970, S. 26–28.
* ''Wünsche an die Welt von morgen.'' 1945/46
* Urs Marc Eberhard: Nachruf. In: ''Berner Jugend – Berner Schule.'' Nr. 2, Schulamt der Stadt Bern, Juni 1977, S. 11.
* ''Zum Thema Mode und Medizin.'' 1948
* Anton Schaller: ''Zwischen zwei Welten: Erinnerung an den Landesring oder was eine kleine Novelle bewirken kann.'' Kolumne 182 auf Seniorweb.ch, 29. April 2012.
* ''Fahrt durch Europas Ruinen: Erlebnisse eines Berner Flüchtlingsarztes.'' 1949
* [[Lerch, Fredi|Fredi Lerch]]: ''Frühes Zeugnis von Schweizer Nonkonformismus.'' In: ''Revista Espaço Acadêmico.'' Band 12, Nr. 134, Juli 2012, S. 181–183.
* ''Kleiner Walzer.'' Komposition, 1949
* ''Über Farben- und Musiktherapie.'' 1950
* ''Medizin und Presse.'' 1950
* ''Zur Psychologie des Kurpfuschers.'' 1950
* ''Musiktherapie.'' 1951
* ''Masse und Musik.'' 1952
* ''Schiller als Arzt'' 1955
* ''Georg Christoph Lichtenberg und die Medizin.'' 1955
* ''Film und Psychohygiene.'' 1955
* ''Vom ärztlichen Ethos.'' 1955
* ''Screen-Hypnosis.'' 1955
* ''Der Alltag des Arztes.'' 1956
* ''Das Rätsel um Robert Schumanns Krankheit. Ein Beitrag zum Genieproblem.'' 1959
* ''Autohipnosis del espectador cinematográfico.'' 1960
* ''Medizin im Schatten der Schlagworte.'' 1963
* Klassentreffen. 1968
* ''Zum Tag der Menschenrechte.'' 1968
* Konstitutionspsychologie des Berner Stimmbürgers. 1971
* ''Liebe Stammesbrüder und Stammesschwestern!'' 1975
* ''Mein Porträt von Ursula.'' Selbstbildnis
 
==Einzelnachweise==
<references/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=219344 Nachlass von Hans Martin Sutermeister] in der Burgerbibliothek Bern
* [http://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=219344 Nachlass von Hans Martin Sutermeister] in der Burgerbibliothek Bern
* [http://ead.nb.admin.ch/images/lerch/Personen.xml Schweizerisches Literaturarchiv (SLA). Nonkonformismus Archiv Fredi Lerch] - Sutermeister, Hans Martin
* [http://ead.nb.admin.ch/images/lerch/Personen.xml Biografische Notiz von Hans Martin Sutermeister] im Nonkonformismus Archiv [[Lerch, Fredi|Fredi Lerch]]
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Martin_Sutermeister Hans Martin Sutermeister auf Wikipedia]
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Martin_Sutermeister Hans Martin Sutermeister auf Wikipedia]


== Weblinks UB Bern ==
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[[Kategorie:A_bis_Z]]

Aktuelle Version vom 20. Mai 2015, 18:26 Uhr

Hans Martin Sutermeister, Pseudonym: Hans Möhrlen (* 29. September 1907 in Rued AG; † 5. Mai 1977 in Basel) war ein Schweizer Schriftstellerarzt und Privatgelehrter.

Leben

Sutermeister war Sohn der gutbürgerlichen Maria Hunziker und des religiösen Sozialisten Friedrich Sutermeister. Zu seinen Geschwistern zählten der Schriftsteller Peter und der Komponist Heinrich. Hans Martin studierte Theologie, brach das Studium ab und wechselte auf Medizin. Nach dem Abschluss, vom Studium befreit, schrieb er 1942 seine autobiografische Novelle Zwischen zwei Welten, auf den ersten Blick eine Abrechnung mit seiner protestantischen Erziehung.[1][2][3] Die Novelle ist aber zugleich Thesenroman nach dem Vorbild Emile Zolas: Die Figuren der Novelle, besonders die Frauen -seine Mutter, seine Jugendliebe Ursula, seine erste richtige Liebe Mia- entsprechen medizinischen Konstitutionstypen. Der Autor selbst ist von seiner Neurose verfolgt. Er ist Welträtsellöser in Sinne Ernst Haeckels. (vgl. seine Neue Gesichtspunkte in der Psychologie, 1944)

Die Thesen der Novelle bestätigt er für sich in seinen Fachschriften, besonders seinem bekanntesten populärwissenschaftlichen Buch Psychologie und Weltanschauung (1944). In Jean Piagets Schweizerischen Zeitschrift für Psychologie und ihre Anwendungen setzte er zu Angriffen auf die geisteswissenschaftliche Psychologie an. Der Schriftsteller Jakob Bührer und der Sozialist Emil J. Walter unterstützten ihn dabei. Hans Bally war geneigt, über Sutermeister eine Satire zu schreiben, und bezeichnete sein Nomen atque omen als „Dokument privater Schwierigkeiten“. Bedeutendster Gegner seiner Thesen waren Jesuiten, später der Soziologe Leopold von Wiese.[4]

Von 1946 bis 1947 war er Flüchtlingsarzt bei der UNRRA in Deutschland, Polen und der Tschechoslowakei. 1949 schilderte er auf seinen Romanseiten Fahrt durch Europas Ruinen im Berner Tagblatt seine Erlebnisse. Jahrzehntelang führte er eine Arztpraxis in Bern. Er bewunderte Friedrich Schiller mehr als Goethe und identifizierte sich mit ihm. Anfang 1950-er Jahre versuchte er vergebens, unter Dichterarzt Jakob Klaesi mit einer Arbeit über Schiller zu habilitieren. Als Ersatzlösung hielt er ein paar Vorträge an der Berner Volkshochschule und verkehrte in Gustav Hans Grabers Psychologischer Gesellschaft Bern. Im Komponisten Robert Schumann sah er ein medizinisches „Genieproblem“.

1967 wurde er Schuldirektor von Bern (Schuldirektor, da Klaus Schädelin ihm die Fürsorgedirektion nicht abtreten wollte). Er verkehrte im Diskussionskeller Junkere 37, wo er mit Nonkonformisten zusammenkam (und wo auch Theodor Adorno auftrat). Seine kurze Begeisterung für den Osten kam 1970 im Artikel Ist Moskau eine Reise wert? im „zeitkritischen Magazin“ Focus, einem Sprachrohr von Walter Matthias Diggelmann, Sergius Golowin und Hans Mühlethaler, zum Ausdruck. In Fredi Lerchs Muellers Weg ins Paradies besucht ihn der Gammlerpoet René E. Mueller in seinem Büro. Im Grossen Rat verteidigte er Guido Bachmanns Gilgamesch. Das unter anderem von Hans Mühlethalers Tochter in der Primarschule in Umlauf gebrachte kleine rote Schülerbuch brachte ihn in Rage.[5][6][7] Nach seiner Abwahl 1971 zog er nach Basel, wo er eine neue Praxis eröffnete.

Sutermeister setzte sich zudem für die Rechte von strafrechtlich Verurteilten ein: Mit dem Schriftsteller Walter Blickenstorfer begann er um 1960, dem in Genf wegen Mordes verurteilten Pierre Jaccoud zu helfen. Er arbeitete auch im Büro gegen Amts- und Verbandswillkür des Migros mit und schrieb Artikel zu Justizirrtümern im Beobachter. Mit Kurt Marti, Klaus Schädelin und anderen gründete er 1968 die Schweizerische Gefangenengewerkschaft. 1976 druckte er sein „Pitaval der Justizirrtümer“ Summa Iniuria im Eigenverlag, da er für die 800-seitige Streitschrift keinen Verleger fand. Die Zeit, um dieses Buch zu schreiben, fand er unter anderem in seinem Chalet im waadtländischen Les Mosses (wo er u. a. 1966 dem justizflüchtigen Günter Weigand Asyl anbot).

Er war mit einer Berlinerin verheiratet und Vater dreier Töchter. Sein Nachlass befindet sich in der Burgerbibliothek Bern.

Werke (Auswahl)

Im Almanach deutschsprachiger Schriftstellerärzte 2015 (S. 548-558, ISBN 978-3-921262-65-8) erschienen im September 2014

  • Politiker-Aphorismus
  • Hund Bobbys Lebenslauf (von Ingeborg Sutermeister)
  • Lina, Ursula, Mia (Frauenbilder aus Zwischen zwei Welten)
  • Masse und Musik
  • Medizynischer Liebeskummer (ein Gedicht, frei nach Heinrich Heine)

Im Almanach deutschsprachiger Schriftstellerärzte 2016 werden erscheinen:

  • Ist Moskau eine Reise wert? (im Original mit Zeichnungen von Friedrich Dürrenmatt)
  • Fahrt durch Europas Ruinen

Weitere Werke sind:

  • Ansprache bei der Bestattung von Adrian Sutermeister. 1931
  • Zwischen zwei Welten: Novelle. 1942
  • Psychologie und Weltanschauung. 1944
  • Von Tanz, Musik und anderen schönen Dingen: Psychologische Plaudereien. 1944
  • Zur Kontroverse ‘Abstrakt-Konkret’. 1945
  • Der Neopositivismus als kommende ‘Einheitsweltanschauung’? 1945
  • Wünsche an die Welt von morgen. 1945/46
  • Zum Thema Mode und Medizin. 1948
  • Fahrt durch Europas Ruinen: Erlebnisse eines Berner Flüchtlingsarztes. 1949
  • Kleiner Walzer. Komposition, 1949
  • Über Farben- und Musiktherapie. 1950
  • Medizin und Presse. 1950
  • Zur Psychologie des Kurpfuschers. 1950
  • Musiktherapie. 1951
  • Masse und Musik. 1952
  • Schiller als Arzt 1955
  • Georg Christoph Lichtenberg und die Medizin. 1955
  • Film und Psychohygiene. 1955
  • Vom ärztlichen Ethos. 1955
  • Screen-Hypnosis. 1955
  • Der Alltag des Arztes. 1956
  • Das Rätsel um Robert Schumanns Krankheit. Ein Beitrag zum Genieproblem. 1959
  • Autohipnosis del espectador cinematográfico. 1960
  • Medizin im Schatten der Schlagworte. 1963
  • Klassentreffen. 1968
  • Zum Tag der Menschenrechte. 1968
  • Konstitutionspsychologie des Berner Stimmbürgers. 1971
  • Liebe Stammesbrüder und Stammesschwestern! 1975
  • Mein Porträt von Ursula. Selbstbildnis

Einzelnachweise

  1. Carl Heinrich: Hans Moehrlen: „Zwischen zwei Welten“. In: Die Gefährten: Monatsschrift für Erkenntnis und Tat. 9–17, 1947, S. 69.
  2. Anton Schaller: Zwischen zwei Welten: Erinnerung an den Landesring oder was eine kleine Novelle bewirken kann. Kolumne 182 auf Seniorweb.ch, 29. April 2012.
  3. Fredi Lerch: Frühes Zeugnis von Schweizer Nonkonformismus. In: Revista Espaço Acadêmico. Band 12, Nr. 134, Juli 2012, S. 181–183.
  4. Leopold von Wiese: Ethik in der Schauweise der Wissenschaften vom Menschen und von der Gesellschaft. Francke Verlag, Bern 1960, S. 102–109.
  5. Hans Mühlethaler: die kleine rote schülerbuch-affäre. In: focus: das zeitkritische magazin. Nr. 11, 1970, S. 26–28.
  6. Sergius Golowin: Die Schule der Angst. In: focus: das zeitkritische magazin. Nr. 10 (Sondernummer), Juli/August 1970, S. 44.
  7. Heinz Däpp: Sutermeister und die Folgen: Wie sollen linke Berner wählen? In: National-Zeitung. Nr. 356, 6. August 1970, S. 3.

Weblinks

Bestände UB Bern