Vogt, Walter
Walter Vogt (* 31. Juli 1927 in Zürich; † 21. September 1988 in Muri bei Bern) war ein Schweizer Schriftsteller und Psychiater.
Persönlicher Beitrag
Ich kam am 31. Juli 1927, einem Sonntag, 18.02 in Zürich zur Welt. Mein Vater weilte im Gebirge, Mutter im Spital. Später wohnten wir in Bern, noch später in Muri, wo ich heute noch bin. Ich studierte Medizin, weil ich als Kind oft krank war und der Kinderarzt mir sehr imponierte. Eine Zeitlang erlag ich der Faszination der Morphologie und liess mich in die Stellung eines Röntgenarztes in einem Berner Spital drängen. 1968 kehrte ich zu meiner alten Liebe, der Psychiatrie, zurück. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder. (ca. 1994)
1961 nach einer Krankheit fing ich an zu schreiben. Vorher dachte ich nie daran, ein Schriftsteller zu werden. Während dieser Krankheit muss etwas in mir vorgegangen sein. Die Krankheit hatte mit den grossen Hohlorganen des Bauches zu tun. Auch seither hat meine Schreiberei mit denselben Organen und ihren Zuständen einen eindeutigen, aber unfassbaren Zusammenhang. Ich könnte also zumindest für meine Person bestätigen, dass man alles, was man erfindet, aus dem hohlen Bauch kommt. (Aus: Spiele der Macht, 1971)
Leben
Walter Vogt praktizierte nach seinem Medizinstudium an der Universität Zürich, das er 1956 mit der Promotion zum Doktor der Medizin abschloss, als Radiologe an einem Krankenhaus in Bern. Ende der 1960er Jahre liess er sich zum Psychiater ausbilden. Anschliessend führte er eine Facharztpraxis in Muri bei Bern. Vogt war verheiratet und hatte drei Kinder. Er starb 1988 an Herzversagen.
Walter Vogt begann erst Mitte der 1960er Jahre, eigene literarische Texte zu veröffentlichen. Mit seinem ersten Roman Wüthrich, einer fulminanten und bitteren Satire auf Ärzteschaft und Krankenhauswesen, erzielte er einen Skandalerfolg. Viele von Vogts späteren Werken sind autobiografisch gefärbt. Themen wie die eigene Drogenabhängigkeit und Bisexualität, zu denen sich Vogt in den 1980er Jahren bekannte, durchziehen sein gesamtes Werk, seien es Kriminalromane nach Dürrenmatt'schem Vorbild, exotische Reisereportage oder fantastische Prosaerzählung.
Walter Vogt war Gründungsmitglied der Gruppe Olten – dazu deren Präsident von 1976 bis 1980 – und gehörte dem Deutschschweizer PEN-Zentrum an. Walter Vogts Nachlass wird im Schweizerischen Literaturarchiv aufbewahrt.
Auszeichnungen
- 1966, 1973 und 1985 Literaturpreis der Stadt Bern
- 1978 und 1980 Buchpreis der Stadt Bern
- 1986 Grosser Literaturpreis des Kantons Bern
- 1986 Bürgerpreis der Marktgemeinde Rauris
Werke
Einzelausgaben
- Husten. Wahrscheinliche und unwahrscheinliche Geschichten. Diogenes, Zürich 1965
- Neuausgabe: Nagel & Kimche, Zürich 1990, ISBN 3-312-00158-7
- Wüthrich. Selbstgespräch eines sterbenden Arztes. Diogenes, Zürich 1966
- Melancholie. Die Erlebnisse des Amateur-Kriminalisten Beno von Stürler. Diogenes, Zürich 1967
- Alle irrenhäuser sind gelb. Zehn Gedichte. Lukianos, Bern 1967
- Der Vogel auf dem Tisch. Der Buchhandlungsgehilfe Johannes Lips will ein erwerbstätiges Leben führen. Lukianos, Bern 1968
- Schizophrenie der Kunst und andere Reden. Arche, Zürich 1971
- Die Talpi kommen. Ein Miniroman für kluge Kinder. Gute Schriften (Band 353), Bern 1971
- Mein Sinai-Trip. Eine Laienpredigt. Arche, Zürich 1972
- Spiele der Macht. Fernsehspiel, Theaterstück. Lenos (litprint 86), Basel 1972
- Der Wiesbadener Kongreß. Roman. Arche, Zürich 1972
- Pilatus und Faust. Zwei Monologe. Zytglogge, Gümligen 1972
- Klartext. Gedichte. Arche, Zürich 1973
- Briefe aus Marokko. Arche, Zürich 1974
- Der Irre und sein Arzt. Erzählungen. Arche, Zürich 1974
- Die roten Tiere von Tsavo. Erzählungen. Arche, Zürich 1976
- Schizogorsk. Roman. Arche, Zürich 1977
- Booms Ende. Erzählungen. Benziger, Zürich 1979
- Vergessen und Erinnern. Roman. Benziger, Zürich 1980
- Altern. Roman. Benziger, Zürich 1981
- Metamorphosen. Prosa. Benziger, Zürich 1984
- Maskenzwang. Erzählungen. Benziger, Zürich 1985
- Du bist dein Weg. Meditationen. Silberschnur, Melsbach 1986, ISBN 3-923781-06-7
- Neuausgabe: Reclam (UB 1393), Leipzig 1991
- Der Garten der Frau des Mannes der Noah hieß. Ausgewählte Erzählungen 1965–1987. Vorwort von Kurt Marti. Benziger, Zürich 1987
- Spiegelungen. Geschichten. Insel (IB 1096), Frankfurt am Main/Leipzig 1991
Werkausgabe
Eine zehnbändige Werkausgabe wurde 1991–97 im Nagel & Kimche Verlag, Zürich, herausgegeben:
- Bd. 1: Wüthrich. Der Wiesbadener Kongreß, 1991
- Bd. 2: Melancholie. Schizogorsk, 1991
- Bd. 3: Vergessen und Erinnern, 1996
- Bd. 4: Schock und Alltag, 1992
- Bd. 5: Das Fort am Meer, 1993
- Bd. 6: Die sibirische Reise und andere Erzählungen, 1994
- Bd. 7: Die roten Tiere von Tsavo, 1994
- Bd. 8: Altern, 1997
- Bd. 9: Die Betroffenen, 1993
- Bd. 10: Schreiben als Krankheit und als Therapie, 1992
Theater-Aufführungen
- Aimez-vous Gotthelf, Bern 1966
- Höhenluft, Theater am Neumarkt Zürich 1966
- Die Königin des Emmentals, Zürich 1967
- Der große Traum der Dame von Pioch-Badet, Zürich 1968
- Spiele der Macht, Bern 1971
- Faust X, Solothurn 1972
- Typhos, Bern 1973
- Die Betroffenen, Theater am Neumarkt Zürich 1988
- Pilatus und andere Masken, Wabern bei Bern 1992
- Der Anruf, Theater am Neumarkt Zürich 1993
Hörspiele/Radiosendungen/TV
- Vier Dialoge. Radio DRS 2, 1969
- Spiele der Macht mit René Deltgen und Heinrich Gretler, Regie: Josef Scheidegger. Fernsehen DRS, 1970
- Inquisition. Radio DRS 2, 1972
- Weihnachten im Herz. Radio DRS, 1972
- Pilatus vor dem schweigenden Christus. Regie: Max Peter Ammann. Fernsehen DRS, 1974
- Erben. Regie: Heinz Schirk. Fernsehen DRS, 1976
- Die Inquisition. Fernsehspiel. Regie: Josef Scheidegger. Fernsehen DRS, 1977
- Amos. Der Prophet und sein Gott. Sprechstück. Radio DRS 2, 1979
- Jesaia. Sprechstück. Radio DRS 2, 1981
- Die Betroffenen. Sender Freies Berlin, 1991
Weblinks
- Nachlass Walter Vogt in: HelveticArchives (Bestand 1927-1988)
- Eintrag im Lexikon der Schweizer Autorinnen und Autoren der Stiftung Bibliomedia
- Schweizerisches Literaturarchiv (SLA). Nonkonformismus Archiv Fredi Lerch - Vogt, Walter
Bestände UB Bern
- Autorenhomepage von Walter Vogt (NB, wenn Kategorie = Webarchiv)
Quellen
Dieser Text entstand auf Grundlage der Freien Enzyklopädie Wikipedia und wurde am 20.02.2011 hier eingestellt. Der Originaltext wurde unter der GNU Free Documentation License und der Creative Commons Lizenz (CC-BY-SA) veröffentlicht. (Originalversion in der Wikipedia)