Riedo, Dominik
Dominik Riedo (* 28. Februar 1974 in Luzern) ist ein Schweizer Schriftsteller.
Leben
Dominik Riedo wuchs in Littau auf. Er unterrichtete als ausgebildeter Primarlehrer ab 1995 zwei Jahre auf Realstufe in Muotathal. Danach studierte er Germanistik, Philosophie und Geschichte in Zürich, Berlin und Luzern; 2003 schloss er das Studium mit dem Lizentiat ab. Von 2004 bis 2006 arbeitete Riedo als Lehrbeauftragter an der Universität Zürich. Daneben war er von 2004 bis 2006 und jeweils für nicht ganz ein Semester in den Jahren 2006 und 2007 als Mittelschullehrer am Kollegium in Stans und am Gymnasium Immensee sowie dem Berufsbildungszentrum Emmen tätig. 2012 wurde er an der Universität Fribourg zum Dr. phil. promoviert. Nach einigen Wohnjahren in Reussbühl, Romoos und Luzern lebt er heute in Bern.
Schriftsteller
Seit 1993 hält Dominik Riedo öffentliche Lesungen, seit 1994 arbeitet er für verschiedene Zeitungen wie den Littauer Kurier, Die Region, den Anzeiger Luzern, die Luzerner Woche, die Luzerner Zeitung, Die Wochenzeitung u.a. Erstmals regional bekannt wurde er durch eine Grosslesung in Luzern zum Bloomsday 2004. Ebenfalls 2004 ist von ihm der Aphorismen-Band «Ein Glück zur Stund» erschienen, von dem es in der Luzerner Woche heisst, der Autor habe offenbar «durch langsame Erschaffung eigener Kleinstformen zum Sprechen zurückgefunden». 2006 folgten die Sammlung von Kurztexten mit dem Titel «Die subtile Angst vor dem abrupten Ende des laufenden Jahres» und die fingierte Herausgabe eines Tagebuchs Arthur Schopenhauers. 2008 veröffentlichte er seine Lizentiatsarbeit zu mittelalterlichen höfischen Romanen («Der Status der Fragen im deutschen hochhöfischen Roman») und eine Sammlung von Zeitungstexten unter dem Titel «Nichts, ausser gewöhnlich». Aufsehen erregt bis hin zu einem Fernsehbericht hat die von Riedo herausgegebene Anthologie zur Schweizer Kulturpolitik: «Heidis + Peters / Vorsicht: Kulturraum Schweiz!» Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit zeichnet Riedo verantwortlich für die Filmhistorie im «stattkino» Luzern und sitzt im Rat der Carl Spitteler-Stiftung sowie im Vorstand des Theaterclubs Luzern. Zudem war er 2008 und 2009 Organisator der «Bookparade» Luzern. 2010–2012 war er Präsident des Deutschschweizer PEN-Zentrums. Seit 2012 ist er (unter anderem mit Hans Albert, Karlheinz Deschner, Ludger Lütkehaus, Michael Schmidt-Salomon und Peter Singer) Mitherausgeber der Zeitschrift Aufklärung und Kritik. Seit 2017 sitzt Riedo im künstlerischen Beirat von Flandziu. Halbjahresblätter für Literatur der Moderne. Dominik Riedo ist Mitglied bei den Autorinnen und Autoren der Schweiz und im Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverein.
«Kulturminister der Schweiz»
Mittels einer von Kulturverbänden und -Organisationen ausgeschriebenen Internet-Wahl wurde Dominik Riedo aus 25 Kandidaten zum «Kulturminister der Schweiz» gewählt («Amtseinsetzung» war im September 2007, die «Amtsperiode» endete im September 2009). Die NZZ bezeichnete eine Debatte der Kandidaten bei einem öffentlichen Hearing in der Roten Fabrik als das «Ende der Subversivität». Die Basler Zeitung hingegen gesteht Riedo als «Kulturminister» Verve zu: «… der wirblige Riedo, der sich auch mal in Turbulenzen redet». Als «Kulturminister» sah sich Dominik Riedo als Vertreter einer eher elitären Kultur: «Man kann sich nicht als Jodler ausbilden lassen, aber trotzdem ein gutes Niveau haben und somit hohe Kultur machen.» Auf die Frage, was für eine Kunst die Schweiz brauche, antwortete er: «Eine, die weiss, was sie will. Eine, die vermehrt aufrüttelt statt nur ‹Event› sein zu wollen. Jede Kunst, die niemandem Leid zufügt, hat ihre Berechtigung. Sie soll aber nicht nur unterhalten, sie muss zumindest auch einen Stachel im (Denk-)Fleisch hinterlassen.» Die Beachtung als «Kulturminister» ist in einigen spezifischen Bereichen recht gross, beispielsweise wurde Riedo auf BBC Radio 3 unter anderem über sein «Amt» befragt. Als Erfolg kann die Gründung einer neuen Clearing-Stelle und der daran angeschlossenen Künstlerpensionskassen bewertet werden, was den Schweizer Kulturschaffenden (vor allem den Schriftstellern und visuellen Künstlern) erstmals die Möglichkeit gibt, sich in einer so genannten «Zweiten Säule» (Altersvorsorge) zu versichern. Zuvor war das zu 100 Prozent selbständig arbeitenden Künstlern nicht möglich. Kritisch zu seiner Person äusserte sich die WOZ im November 2008.
Werke
- Ein Glück zur Stund. Yuwippi, Blatten 2004, ISBN 3-905686-31-7 (russische Übersetzung: 2006).
- (Hrsg.) Schopenhauers Tagebuch. Culturebeet, Birmensdorf 2006, ISBN 3-9523203-0-7.
- Nichts, ausser gewöhnlich. Texte für die Zeitung und die Katz. Die Region, Emmenbrücke 2008, ISBN 978-3-906365-47-3.
- Hochland. Syndikat für ein besseres Leben, Luzern 2009, ISBN 978-3-03-301942-3.
- (Hrsg.) Heidis + Peters. Vorsicht: Kulturraum Schweiz! Eine Anthologie. Pro Libro, Luzern 2009, ISBN 978-3-9523525-3-3.
- (Hrsg.) Carl Spitteler: Unser Schweizer Standpunkt. Lesebuch. Pro Libro, Luzern 2009, ISBN 978-3-9523406-9-1.
- Baustelle Kultur. Texte über Kunst und Politik. Pro Libro, Luzern 2010, ISBN 978-3-905927-02-3.
- Obig mét Goldrand: Dominik Riedo überträgt und kommentiert Passagen eines Textes von Arno Schmidt ins Luzernische (= etkbooks. 011). Edition Taberna Kritika, Bern 2010, ISBN 978-3-905846-11-9
- Trilogie der rauchenden Köpfe. Schwarzhandpresse, Flaach 2010, ISBN 978-3-905659-32-0.
- Und die Sonne brennt auf das Fell: Werktagebuch des 2. Kulturministers der Schweiz (2007–2009) (= etkscript. 001). Edition Taberna Kritika, Bern 2011, ISBN 978-3-905846-17-1
- (Hrsg.) Luzern, Luzern … Literarische Spuren. Ein Lesebuch. Pro Libro, Luzern 2011, ISBN 978-3-905927-16-0.
- (Hrsg.) Über Geld schreibt man doch! Eine Anthologie. Zytglogge, Oberhofen am Thunsersee 2011, ISBN 978-3-7296-0832-0.
- Wörterbuch des Beelzebub. Ein Nachschlagswerk. Mit Illustrationen von Nicole Riegert und einem Nachwort von Zsuzsanna Gahse. Edition Clandestin, Biel 2012, ISBN 978-3-905297-35-5.
- Wolf von Niebelschütz. Leben und Werk. Eine Biographie. Peter Lang, Bern u. a. 2013, ISBN 978-3-0343-1346-9, doi:10.3726/978-3-0351-0662-6 (Zugl.: Fribourg, Univ., Diss., 2012).
- Mein Herz heisst «Dennoch». Literarische Porträts. Pro Libro, Luzern 2014, ISBN 978-3-905927-39-9.
- Die Schere im Kopf. Ein Lebensabriss. Roman. Offizin, Zürich 2014, ISBN 978-3-907496-96-1.
- Uns trägt das Angesungene. Mögliche Texte (= etkbooks. 031). Edition Taberna Kritika, Bern 2014, ISBN 978-3-905846-31-7
- Nur das Leben war dann anders. Nekrolog auf meinen pädophilen Vater. Offizin, Zürich 2015, ISBN 978-3-906276-10-6.
- Das ungezähmte Seepferd, oder, vom Überhandnehmen des Erzählers. Roman. Offizin, Zürich 2016, ISBN 978-3-906276-42-7.
- Die Schweiz ist tot? Beiträge zum Land der Unmöglichen (= Kritische Wälder. Band 6). Edition Isele, Eggingen 2016, ISBN 978-3-7412-8840-1
- Carl Spitteler. Essays zu Leben, Werk und Wirkung. Peter Lang, Bern 2017, ISBN 978-3-0343-2465-6 (auch als E-Book: ISBN 978-3-0343-2556-1).
- Wolf von Niebelschütz. Essays zu Leben und Werk. Peter Lang, Bern 2017, ISBN 978-3-0343-2827-2
- Entremeses. Zwischengerichte (= Shoebox Quadrat. Nr. 4, 05/2018). Shoebox House, Hamburg 2018, ISBN 978-3-941120-31-0.
- Verstörende Geschichten. 52 Parabeln im Jahreszyklus. Münsterverlag, Basel 2018, ISBN 978-3-905896-87-9.
Preise und Auszeichnungen
- 2001: Erster Rang beim Literaturwettbewerb des Theater unterm Dach (Berlin)
- 2010: Förderung der UBS-Kulturstiftung
- 2016–2018: Stipendiat der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur
- 2018–2021: Erneut Stipendiat der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur
Weblinks
- Website von Dominik Riedo
- Literarischer Blog von Dominik Riedo
- Riedo, Dominik im Lexikon der Autorinnen und Autoren der Schweiz AAdS
- Website des Projekts Kulturhauptstadt
Bestände UB Bern
- Autorenhomepage von Dominik Riedo (NB, wenn Kategorie = Webarchiv)
Dieser Text entstand auf Grundlage der Freien Enzyklopädie Wikipedia und wurde am 16.01.2019 hier eingestellt. Der Originaltext wurde unter der GNU Free Documentation License und der Creative Commons Lizenz (CC-BY-SA) veröffentlicht. (Originalversion in der Wikipedia)