Nizon, Paul

Paul Nizon (* 19. Dezember 1929 in Bern) ist ein Schweizer Kunsthistoriker und Schriftsteller.

Persönlicher Beitrag

Autobiographie-Fiktionär. Urbomane. Erotomane. Sprachwanderer. (ca. 1994)

Leben

Paul Nizon ist der Sohn eines russischen Chemikers, seine Mutter stammte aus Bern. Nach der Reifeprüfung studierte er Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Germanistik an den Universitäten in Bern und München. 1957 wurde er mit einer Arbeit über Vincent van Gogh (Der frühe Zeichnungsstil. Untersuchung über die künstlerische Form und ihre Beziehung zur Psychologie und Weltanschauung des Künstlers) zum Dr. phil. promoviert. Anschliessend war er bis 1959 als wissenschaftlicher Assistent am Historischen Museum in Bern beschäftigt. 1960 hielt er sich als Stipendiat am Schweizer Institut in Rom auf. 1961 war er leitender Kunstkritiker der Neuen Zürcher Zeitung. Er gab den prestigeträchtigen Posten für ein unsicheres Leben in der Literatur auf. Der dazugehörige Entscheidungsprozess findet sich literarisch gespiegelt in Untertauchen. Protokoll einer Reise (1972).

Seit 1962 ist Nizon, der seit 1977 in Paris lebt, als freier Schriftsteller tätig. Er hatte verschiedene Gastdozenturen inne, etwa 1984 an der Universität Frankfurt am Main und 1987 an der Washington University in St. Louis.

Paul Nizon gehört seit 1971 dem Autorenverband Autorinnen und Autoren der Schweiz und seit 1980 dem Deutschschweizer P.E.N.-Zentrum an. Nizons Archiv befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1972: Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis
  • 1976: Literaturpreis der Stadt Bremen für den Roman Stolz
  • 1982: Preis der Schweizerischen Schillerstiftung und Deutscher Kritikerpreis
  • 1984: Literaturpreis der Stadt Bern
  • 1988: „Chevalier“ des französischen Ordre des Arts et des Lettres
  • 1988: Preis des Senders France Culture für ausländische Literatur
  • 1989: Torcello-Preis der Peter Suhrkamp-Stiftung
  • 1990: Marie-Luise-Kaschnitz-Preis
  • 1992: Kunstpreis für Literatur der Stadt Zürich
  • 1993: Amt des Stadtschreibers von Bergen
  • 1994: Grosser Literaturpreis des Kantons Bern
  • 1996: Erich-Fried-Preis
  • 2003: Buchpreis des Kantons Bern
  • 2004: André-Gide-Preis für Die Erstausgaben der Gefühle und seine Übersetzerin Diane Meur in das Französische
  • 2007: Kranichsteiner Literaturpreis des Deutschen Literaturfonds
  • 2010: Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur
  • 2012: Literaturpreis des Kantons Bern für Urkundenfälschung - Journal 2000-2010
  • 2014: Grand Prix Literatur (Bundesamt für Kultur)

Werke

Originalausgaben

  • Bildteppiche und Antependien im Historischen Museum Bern (mit Michael Stettler). Bern 1959
  • Die gleitenden Plätze. Scherz, Bern 1959
    • Zweitfassung: Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-40221-8
  • Die Anfänge Vincent van Goghs, der Zeichnungsstil der holländischen Zeit. Diss. Bern 1960
  • Canto. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1963
    • aktuelle Ausgabe: Suhrkamp (Bibliothek Suhrkamp 1116), Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-518-22116-7
  • Lebensfreude in Bildern großer Meister. Mondo, Lausanne 1969
  • Diskurs in der Enge. Aufsätze zur Schweizer Kunst. Kandelaber, Bern 1970
  • Friedrich Kuhn. Hungerkünstler und Palmenhändler. Verlag „Um die Ecke“, Zürich 1970
  • Im Hause enden die Geschichten. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971
  • Swiss made. Portraits, Hommages, Curricula. Benziger, Zürich 1971
  • Untertauchen. Protokoll einer Reise. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972
    • aktuelle Ausgabe: Suhrkamp (BS 1328), Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-22328-3
  • Stolz. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975
    • aktuelle Ausgabe: Suhrkamp (BS 617), Frankfurt am Main 4. A. 2006, ISBN 3-518-01617-2
  • Das Jahr der Liebe. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-03744-7
  • Aber wo ist das Leben. Ein Lesebuch. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-518-04519-9
  • Am Schreiben gehen. Frankfurter Vorlesungen. Suhrkamp (edition suhrkamp 1328), Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-11328-3
  • Im Bauch des Wals. Caprichos. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-518-40159-9
  • Über den Tag und durch die Jahre. Essays, Nachrichten, Depeschen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-518-40389-3
  • Das Auge des Kuriers. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-518-40605-1
  • Die Innenseite des Mantels. Journal 1980–1989. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-518-40716-3
  • Hund. Beichte am Mittag. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-40997-2
  • Taubenfraß. Suhrkamp (st 3063), Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-39563-7
  • Die Erstausgaben der Gefühle. Journal 1961–1972. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-41360-0
  • Abschied von Europa. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-41397-X
  • Das Drehbuch der Liebe. Journal 1973–1979. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-41639-1
  • Das Fell der Forelle. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-41711-8
  • Die Zettel des Kuriers. Journal 1990–1999. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-41972-4

Sammelausgaben

  • Gesammelte Werke. 7 Bände. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-41083-0
    • Band 1: Canto
    • Band 2: Im Hause enden die Geschichten
    • Band 3: Untertauchen
    • Band 4: Stolz
    • Band 5: Das Jahr der Liebe
    • Band 6: Im Bauch des Wals
    • Band 7: Hund
  • Romane, Erzählungen, Journale. Suhrkamp (Quarto), Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-518-42124-6

Herausgeberschaft

  • Vincent van Gogh im Wort. Eine Auswahl aus seinen Briefen. Scherz, Bern 1959
    • aktuelle Ausgabe als: Van Gogh in seinen Briefen. Insel (it 177), Frankfurt am Main 12. A. 2002, ISBN 3-458-31877-1
  • Taschenbuch der Gruppe Olten (mit Dieter Fringeli und Erica Pedretti). Benziger, Zürich 1974
  • Hans Falk: Die Skizzenbücher, Zeichnungen, Objekte aus dem Woodstock-Hotel New York 1973–1979. ABC, Zürich 1979
  • Moehsnang. Haupt, Bern 1987
  • Moehsnang. Das Buch als Gesamtkunstwerk (mit E. Moehsnang). Stämpfli, Bern 2003, ISBN 3-7272-1085-0

Literatur

  • Alfred Estermann (Hg.): Paul Nizon. Frankfurt am Main 1984 (= Begleitheft zur Ausstellung der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main), ISBN 3-88131-035-5
  • Martin Kilchmann (Hg.): Paul Nizon. Suhrkamp (st 2058), Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-38558-5
  • Heinz L. Arnold (Hg.): Paul Nizon. Edition Text + Kritik (Band 110), München 1991, ISBN 3-88377-382-4
  • Philippe Derivière: Paul Nizon – Das Leben am Werk. Ein Essay. Suhrkamp (edition suhrkamp 2258), Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-12258-4
  • Doris Krockauer: Paul Nizon. Auf der Jagd nach dem eigenen Ich. Fink, München 2003, ISBN 3-7705-3896-X
  • Stefan Gmünder (Hg.): Die Republik Nizon. Eine Biographie in Gesprächen (geführt mit Philippe Derivière). Edition Selene, Wien 2005, ISBN 3-85266-268-0
  • Renatus Deckert: Gespräch mit Paul Nizon. In: Sinn und Form 3/2006, S. 314-326

Weblinks

Bestände UB Bern

Quellen

Dieser Text entstand auf Grundlage der Freien Enzyklopädie Wikipedia und wurde am 20.02.2011 hier eingestellt. Der Originaltext wurde unter der GNU Free Documentation License und der Creative Commons Lizenz (CC-BY-SA) veröffentlicht. (Originalversion in der Wikipedia)