Nägeli, Ernst
Ernst Nägeli (* 9. März 1919 in Hasliberg-Hohfluh; † 12. August 1996) war ein Schweizer Schriftsteller und Journalist.
Mitglied im Berner Schriftstellerinnen und Schriftsteller Verein (BSV).
Persönlicher Beitrag
Am Hasliberg als Bauernbub aufgewachsen. "Höhere Bildung" war damals im Bergdorf nicht Mode. Also begann ich von der Dorfschulbank weg zu schreiben. Zuerst im "Schweizer Bauer" und im damaligen "Emmentaler Blatt". Mit 19 Jahren schickte ich, noch recht unausgegoren, mein erstes "Werk" in die Welt: Geschichten aus dem Bergbauernleben. Weitere Erzählungen und Romane folgten. 1954 gab ich wegen damaligen gesundheitlichen Problemen die Landwirtschaft auf und wurde neben dem Büchermacher auch noch Zeitungsmacher: Während einem Vierteljahrhundert redigierte ich den "Oberhasler" in Meiringen. Nun seit 10 Jahren "Ruhestand". Regelmässige Kolumnen in drei Zeitungen sowie Berg- und Skitouren sorgen dafür, dass ich, aussen wie innen, nicht vorzeitig roste. (ca. 1994)
Leben
Ernst Nägeli wuchs als Bergbauernsohn auf dem Hasliberg auf. Nach dem frühen Tod seines Vaters Heinrich führte er gemeinsam mit Bruder und Mutter den Hof weiter. 1946 heiratete er Walpurga Ganz. Das Paar zog vom Hasliberg weg und bewirtschaftete auf dem Hirzel (ZH) einen Bauernhof. 1954 musste Ernst Nägeli aus gesundheitlichen Gründen den Bauernberuf aufgeben und kehrt mit seiner Familie (5 Kinder) auf den Hasliberg zurück, mit dem Wunsch, dort als freier Schriftsteller leben zu können.
Der Bauerndichter
Bereits in seiner Jugend begann der naturverbundene Knabe zu schreiben und veröffentlichte erste Texte in verschiedenen Zeitungen und Volkskalendern. Wie sein grosses Vorbild Alfred Huggenberger wollte er ein Bauerndichter werden. 1938 erschien die erste Novellensammlung des 19-jährigen und im Folgejahr bereits sein erster Roman „Das Mark im Bauernholz“. Der Schriftsteller Gustav Renker war sein wichtigster Förderer. Der junge Nägeli wurde als „eine der stärksten Hoffnungen des bodenständigen schweizerischen Schrifttums“ bezeichnet und bald zu einem häufig gelesenen Volksschriftsteller. 1952 erhielt er einen Literaturpreis der Stadt Bern.
Nach den grossen Umwälzungen des Zweiten Weltkriegs und dem Umbruch in der schweizerischen Literaturszene galt das Genre, in welchem Nägeli bekannt geworden war, bald als überlebt. Dem noch jungen Schriftsteller blieben weitere öffentliche Anerkennungen versagt und er wandte sich stärker dem Journalismus zu.
Redaktor und Naturschützer
Seit 1961 zeichnete Nägeli als verantwortlicher Redaktor der Lokalzeitung „Der Oberhasler“. In seinen aktuellen politischen Kommentaren zeigte er sich als scharfer Beobachter des Zeitgeschehens. Als Wertekonservativer setzte er sich früh für politisch „progressive“ Anliegen ein, wie z.B. die Förderung des biologischen Landbaus und der Alternativmedizin sowie für den Kampf gegen Atomkraftwerke. Als passionierter Bergsteiger und als Vorstandsmitglied des Naturschutzbundes Oberland kämpfte er jahrzehntelang gegen eine Verschandelung der Umwelt und für eine naturschonende und nachhaltige Entwicklung des Berggebiets.
Die späteren Jahre
Aus Nägelis späterem Schaffen ist vor allem der Roman „Die Schicksalskette“ als sein wohl reifstes Werk zu erwähnen. In den Siebzigerjahren veröffentlichte er zwei Erzählbände mit humorvoll geschriebenen Bergerlebnissen und später drei Sammelbände mit beschaulichen Kurzbetrachtungen. Mit dem Heimatbuch „Hasliberg“, dem Bergbauernroman „Dem Vorgestern begegnet“ und mit dem Gedichtband „Vun geschter, hiit- und moren... Haslitiitschi Gedicht“ malte er ein lebendiges Bild von Leben und Brauchtum auf dem Hasliberg.
Auszeichnungen
Werke
Veröffentlichungen in Buchform
- Der Ruf der Scholle [Vier Erzählungen], Loepthien Verlag Meiringen [1938] / 2. Aufl. 1947
- Das Mark im Bauernholz. Schweizer Bauernroman, Loepthien Verlag Meiringen [1939]
- Wie sie das Glück suchen. Sechs Erzählungen, Loepthien Verlag, Meiringen [1942] / 2. Aufl. 1947
- Der Schicksalshof. Roman, Loepthien Verlag Meiringen [1943] / 2. Aufl. 1947
- Acker des Lebens. Gedichte, Loepthien Verlag Meiringen [1945]
- Erde und Menschen. Gegenwartsroman, Loepthien Verlag Meiringen [1946]
- Heimwehkinder. Sechs Novellen, Loepthien Verlag Meiringen [1949]
- Die Frauen vom Moorhof. Roman, Loepthien Verlag Meiringen [1949]
- Die Strasse über den Pass. Berg- und Wilderergeschichten, Loepthien Verlag Meiringen [1951]
- Kristall zweier Herzen [Roman], Loepthien Verlag Meiringen [1953]
- Balthasar Amweg und seine Töchter. Roman, Loepthien Verlag Meiringen / Stuttgart [1955]
- Kreuzzug von morgen. Roman, Drei-Pässe-Verlag Meiringen 1956
- Pflugschar und Zauberstab. Roman um den Zauberkünstler Rico Peter, Drei Kreis Verlag Villmergen [1958]
- Aufruhr um Evelin [Roman], Loepthien Verlag Meiringen / Stuttgart 1959
- Bravo Mutzli. Abenteuer eines munteren Kleeblattes auf Balisalp, Loepthien Verlag Meiringen / Stuttgart [1961] / 2. Aufl. 1965
- Lebensfuhrleute und andere Erzählungen, Verlag Gute Schriften Basel 1962
- Die Schicksalskette [Roman], Loepthien Verlag Meiringen / Stuttgart 1966
- Ueber sonnige Gipfel auf den Hund gekommen. Aus dem Bordbuch eines Bergvagabunden, Buchverlag Tages-Nachrichten Münsingen 1974
- Immer noch locken die Berge. Aus dem Bordbuch eines Bergvagabunden, Buchverlag Tages-Nachrichten Münsingen 1976
- Hasliberg. Berner Heimatbücher Bd. 128, Verlag Paul Haupt Bern 1982
- Moment mal... Betrachtungen - Beobachtungen - Erlebnisse. Zum 65. Geburtstag von Ernst Nägeli, Kulturgruppe Hasliberg 1984
- Wegspuren. 52 Orientierungshilfen im Jahreslauf, Berchtold Haller Verlag Bern 1985
- Dem Vorgestern begegnet. Bergbauernroman, Blaukreuz-Verlag Bern 1987
- Vun geschter, hiit - und moren... Haslitiitschi Gedicht, Verlag Schlaefli AG Interlaken 1991
- Am Wegrand betrachtet. Begegnungen, Betrachtungen, Beobachtungen im Jahreslauf, Verlag Schaefli AG Interlaken 1994
Postum:
- Das Lied der Singdrossel. Betrachtungen, Erzählungen und Gedichte aus dem Nachlass. Mit einer biografischen Skizze zum Leben und Werk des Hasliberger Schriftstellers von Markus Nägeli, Verlag Schlaefli AG Interlaken 2000
Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften
Nägelis Stärken liegen im Bereich der Kurzgeschichte, der beschaulichen Betrachtung und des pointierten Kurzkommentars, mit dem er über Jahrzehnte die politischen Ereignisse begleitete. Dieses umfangmässig wesentlich grössere Werk ist bisher noch kaum gesichtet worden.
Literatur
- Markus Nägeli, Ernst Nägeli (1919-1996) – Eine biographische Skizze, in: Ernst Nägeli, Das Lied der Singdrossel. Betrachtungen, Erzählungen und Gedichte aus dem Nachlass, Verlag Schlaefli AG Interlaken 2000, S. 131-187, ISBN 3-85884-006-8
Bestände UB Bern
- Autorenhomepage von Ernst Nägeli (NB, wenn Kategorie = Webarchiv)
Quellen
Dieser Text entstand auf Grundlage der Freien Enzyklopädie Wikipedia und wurde am 20.02.2011 hier eingestellt. Der Originaltext wurde unter der GNU Free Documentation License und der Creative Commons Lizenz (CC-BY-SA) veröffentlicht. (Originalversion in der Wikipedia)