Ingold, Felix Philipp
Felix Philipp Ingold (* 25. Juli 1942 in Basel) ist ein Schweizer Schriftsteller, Übersetzer, Kulturpublizist und Herausgeber.
Persönlicher Beitrag
Am liebsten und auch am adäquatesten beschreibe ich mich - mit einer Worterfindung von Nabokov - als "Doppelmonster"; das heisst - als jemanden, der gleichzeitig in ganz verschiedenen, sogar gegensätzlichen Welten lebt und arbeitet: in der Welt der Wissenschaft (wo die Sprache nur instrumentelle, vermittelnde Funktion hat) und in der Welt der künstlerischen Literatur (wo die Sprache nicht bloss Medium, sondern Gegenstand und Generator des Schreibens ist). In der Sprachkunst, die ich meine, gehen die Wörter ihre eigenen Wege, und ich, als Autor, schreibe hinter ihnen her. (ca. 1994)
Leben
Nach dem Abitur (Realgymnasium Basel, 1960) absolvierte Felix Philipp Ingold ein Verlagsvolontariat bei Phoebus Publishers. Ab 1961 studierte er Geschichte, Kunstgeschichte, Philosophie und Theologie der Ostkirche an der Universität Basel. Er war externer Mitarbeiter beim Schweizer Radio DRS im Kulturstudio Basel und schrieb für die Basler Nachrichten sowie die National-Zeitung.
Ingold verbrachte Studienaufenthalte in Paris an der Sorbonne, der Ecole Nationale des Langues Orientales Vivantes und dem Collège de France), vor allem mit linguistischen Studien (Russisch, Polnisch, Slowenisch), Slawistik (bei Henri Grandjard, Sophie Bonneau et al.) sowie Komparatistik (bei René Etiemble, Robert Minder et al.).
1968 wurde er in Basel mit einer Arbeit zur Poetik des russischen Symbolismus zum Dr. phil promoviert.
1968/1969 hatte er Arbeitsaufenthalte in Prag und Brno mit einem Stipendium des Tschechoslowakischen Schriftstellerverbands.
Ab 1969 war er als Kulturkorrespondent der Weltwoche und der Basler Zeitung auf Reportage in Osteuropa (UdSSR, Polen, Tschechoslowakei); anderthalb Jahre war er diplomatischer Mitarbeiter der Schweizerischen Botschaft in Moskau und dabei als Presseattaché und Übersetzer tätig.
Ingold veröffentlichte als Autor, Herausgeber und Übersetzer zahlreiche Zeitschriften- und Buchpublikationen, vor allem im Bereich der vergleichenden und slawischen Literaturwissenschaft, als externer Kulturkorrespondent und Rezensent bei der Neuen Zürcher Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Basler Zeitung, Die Zeit und anderen Publikationen.
Seit 1971 ist Ingold als außerordentlicher Professor (von 1978 bis 2005 ordentlicher Professor) für Kultur- und Sozialgeschichte Russlands an der Universität St. Gallen tätig. Daneben arbeitet er als Dozent an der ETH Zürich. Seit 1991 ist Ingold Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin, er unternahm diverse Vortragsreisen und Workshops im In- und Ausland (BRD, Italien, Österreich, Japan). Er lebt in Zürich und in Romainmôtier.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1965 Werkbeitrag der Staatlichen Literaturkredit-Kommission Basel
- 1989 Petrarca-Preis für literarische Übersetzung
- 1992 Riehener Kulturpreis (Basel)
- 1997 Ehrengabe des Kantons Zürich
- 1998 Grosser Literaturpreis des Kantons Bern
- 2001 Manuskripte-Preis des Landes Steiermark
- 2003 Ernst-Jandl-Preis des Österreichischen Bundeskanzleramts
- 2003 Literaturpreis des Kantons Zürich
- 2003 Prädikat der Schweizerischen Schillerstiftung für den Band "Jeder Zeit" als "Buch des Jahres 2003"
- 2005 Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung
- 2009 Basler Lyrikpreis
- 2009 Weiterschreiben / Spezialpreis Literaturvermittlung der Stadt Bern
- 2009 "Schweizer Literaturperle 2009" ArtTV für das Buch "Gegengabe"
- 2011 Nominiert für den Schweizer Buchpreis
Werke
- als Autor
- literarische Werke
- Schwarz auf Schnee. 58 Gedichte. Verlag die Arche, Zürich 1967.
- Spleen und überhaupt. Kandelaber-Verlag, Bern 1969.
- Leben Lamberts. Prosa. Suhrkamp, Frankfurt/M 1980, ISBN 3-518-03323-9.
- Ein Buch der Sprüche. Ein Idiotikon. Rainer-Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-88537-096-4.
- Unzeit. Gedichte'. Klett-Cotta, Stuttgart, 1981, ISBN 3-12-903611-3
- In Goethes Namen. Anekdoten aus dem Russischen Diwan, Howeg Zürich, 1982
- Mit anderen Worten. Hanser, München 1986, ISBN 3-446-14531-1.
- Haupts Werk. Das Leben. Hanser, München 1984, ISBN 3-446-14003-4.
- Fremdsprache. Gedichte aus dem Deutschen, Rainer Verlag, Berlin, 1984, ISBN 978-3885370703
- Schriebsal (Fotobilder Alex Silber), Howeg Zürich, 1985 ISBN 978-3857360527
- Mit andern Worten Hanser (Akzente), München, Wien, 1986 ISBN 978-3446145313
- Letzte Liebe. Der Himmel leer man könnte meinen er sei blau. Hanser, München/Wien, 1987, ISBN 978-3446150096 und Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/M. 1992, ISBN 3-596-10663-X.
- Und das soll ein Gedicht sein. Edition Howeg, Zürich, 1987, ISBN 978-3857360664
- Das Buch der Sprüche Rainer Verlag, Berlin, 1987
- Tagebuch (zusammen mit R. Winnewisser), Edition Howeg, Zürich, 1988
- Echtzeit Carl Hanser-Verlag, München, 1989, ISBN 978-3446157378
- Ewiges Leben. Eine Erzählung. Hanser, München, 1991, ISBN 978-3446163959
- Reimt’s auf Leben. Gedichte. Rainer Verlag, Berlin, 1992, ISBN 978-3885371366
- Ausgesungen (Ode). Rainer Verlag, Berlin, 1993, ISBN 978-3885371496
- Ewiges Leben. Erzählung. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/M. 1994, ISBN 3-596-11601-5.
- Restnatur. Späte Gedichte, Verlag Kleinheinrich, Münster, 1994, ISBN 978-3926608871
- Freie Hand. Ein Vademecum durch poetische, kritische und private Wälder. Hanser, München 1996, ISBN 3-446-18531-3.
- Unter sich. Koresponden/Differenzen, (Felix Philipp Ingold/Bruno Steiger). Droschl Verlag, Graz, 1996, ISBN 978-3854204268
- Zeichensatz. Gedichte zu Schildern Verlag Kleinheinrich, Münster, 1997, ISBN 978-3930754076
- Nach der Stimme, Verlag Jutta Legueil, Stuttgart, 1998, ISBN 3-9804247-3-1
- Flammenschrift, zus. mit Rolf Winnewisser, Edition Stähli, Zürich 1999
- Kunstleben und Lebenskunst. Russlands kulturelle Szene im Umbruch. Zug, Stiftung der Freunde Kunsthaus Zug, 2000
- Auf den Tag (genaue Gedichte), Literaturverlag Droschl, Graz/Wien 2000, ISBN 978-3854205487
- Jeder Zeit. Andere Gedichte. Droschl, Graz 2002, ISBN 3-85420-604-6.
- Schritt und Gruss. Festschrift für Felix Philipp Ingold, Howeg, Zürich, 2002,
- Wortnahme. Jüngste und frühere Gedichte. Engeler, Basel 2005, ISBN 3-905591-97-9.
- Tagesform. Gedichte auf Zeit. Literaturverlag Droschl, Graz/Wien 2007, ISBN 978-3854207221
- Gegengabe (aus kritischen, poetischen und privaten Feldern), Urs Engeler Editor, Weil a. Rh./Basel 2009, ISBN 978-3938767597
- Steinlese - zweimal 33 Gedichte, Buch mit Audio CD (Autorenlesung), onomato Verlag onomato Verlag 2011, ISBN 978-3-939511-68-7
- Tondokument
- Nach der Stimme, (Ein konzertanter Dialog mit dem Saxophonisten Urs Leimgruber), Hörbuch im Verlag Jutta Legueil, Stuttgart 2000. ISBN 3-9804247-5-8
- wissenschaftliche / publizistische Arbeiten
- Literatur und Aviatik. Europäische Flugdichtung 1909-1927. Birkhäuser Verlag, Basel / Stuttgart, 1978, ISBN 978-3764309343.
- Dostojewskij und das Judentum. Insel Verlag, Frankfurt a.M, 1981, ISBN 978-3458147572
- Das Buch im Buch, Merve, Berlin, 1988, ISBN 978-3883960654
- Der Autor im Text, Benteli-Verlag, Bern, ISBN 978-3716506615
- Der Autor am Werk. Versuch über literarische Kreativität (mit Beiträgen zu Tolstoj, Majakowskij, Pasternak, Mandelstam, Nabokov, Ponge, Brodsky sowie einem Versuch zur Universalpoetik und zum postmodernen Sprachdesign). Hanser, München 1992, ISBN 3-446-17125-8.
- Autorschaft und Management: eine poetologische Skizze, Droschl, Graz, 1993, ISBN 978-3854203537
- Der große Bruch. Russland im Epochenjahr 1913. Kultur - Gesellschaft - Politik, Beck, München, 2000, ISBN 978-3406458590
- Im Namen des Autors. Arbeiten für die Kunst und Literatur, (mit Beiträgen zu Krutschonych, Canetti, Jabès, Thomkins sowie zur rhythmischen Präfiguration des Gedichts, zum Hund als poetischer Metapher, zur Dingästhetik der Moderne, zur Theorie des Verstehens und Übersetzens, zur Poetik des Pseudonyms und der Signatur). Fink, Paderborn 2004, ISBN 3-7705-3984-2.
- Russische Wege. Geschichte, Kultur, Weltbild., Wilhelm Fink Verlag, München 2007, ISBN 978-3770544233
- Die Faszination des Fremden (Eine andere Kulturgeschichte Russlands), Wilhelm Fink Verlag, München 2009, ISBN 978-3770547678
- literarische Werke
- Vertonungen
- Rainer Horcher: "Lieder zu jeder Zeit" (2002) für Sopran, Sprecher, Violine, Klarinette, Klavier, Texte von Felix Philipp Ingold aus "Jeder Zeit" (2002), UA: Stuttgart-Winnenden 2004
- Walter Zimmermann (*1949/D): "Himmeln", Singstück für Sopran solo (2008/UA), auf Texte von Felix Philipp Ingold (aus "Wortnahme", 2005)
- Walter Zimmermann (*1949/D): "Vertont" für Sopran und Altsaxofon (2008), auf einen Text von Felix Philipp Ingold, UA: Festival Neue Musik Rümligen 2008
- David Philip Hefti (*1975): "Bergwärts", 2010, 3 Aggregatzustände für Sopran, Flöte, Violine, Violoncello und Klavier nach einem Gedicht von Felix Philipp Ingold, Text: Felix Philipp Ingold (aus "Tagesform", 2008), Dauer:~17 min., Besetzung: Sopran, Flöte (inkl. Alt-Flöte), Violine, Violoncello, Klavier, UA: Sylvia Nopper & Ensemble Amaltea, Kultur & Kongresshaus Aarau (2010); CD 2011, Notenverlag: Edition Kunzelmann GmbH
- Daniel N. Seel (*1970): "Auf den Tag", Töne zu Texten von Felix Philipp Ingold aus „Auf den Tag genaue Gedichte“ (2000), Dauer: jew. 30 Minuten, Partitur “Auf den Tag“ bei Verlag Neue Musik, (Berlin 2011)
- Version für Sprecher, Flöte, Violine, Posaune und Schlagzeug (1999/2000)
- Version für Sprecher, Violine, Violoncello, Schlagzeug und konkrete Instrumente (1999-2002)
Weblinks
- Ingolds Essays beim Perlentaucher
- Felix Philipp Ingold bei Avantart
- Photographische Arbeiten zu Gedichten Ingolds
- Plattform für Texte Ingolds
- Felix Philipp Ingold auf Lyrikline
- Einige neuere Gedichte in der Lesung des Autors
- Ingold, Felix Philipp in: Basler Literarisches Archiv
Bestände UB Bern
- Autorenhomepage von Felix Philipp Ingold (NB, wenn Kategorie = Webarchiv)
Quellen
Dieser Text entstand auf Grundlage der Freien Enzyklopädie Wikipedia und wurde am 20.02.2011 hier eingestellt. Der Originaltext wurde unter der GNU Free Documentation License und der Creative Commons Lizenz (CC-BY-SA) veröffentlicht. (Originalversion in der Wikipedia)