Geiser, Christoph
Christoph Geiser (* 3. August 1949 in Basel) ist ein Schweizer Schriftsteller.
Mitglied im Berner Schriftstellerinnen und Schriftsteller Verein BSV.
Persönlicher Beitrag
Ich bin ein eher schwermütiger Mensch und daher ungeeignet für unterhaltsame Selbstbeschreibungen. Ich bin aufgewachsen in Basel, wollte ursprünglich Theologie studieren, verirrte mich in die Soziologie, brach das Studium nach kurzem ab und verdiente meinen Lebensunterhalt als Journalist. Seit 1974 lebe ich als freiberuflicher Autor meistens in Bern und schreibe hauptsächlich Romane. Am wohlsten fühle ich mich in Berlin. Zuhause bin ich in den Bildwelten Caravaggios und in den Kerkern des Marquis de Sade. (ca. 1994)
Leben
Christoph Geiser ist der Sohn eines Kinderarztes und einer Schauspielerin. Nach der Matura studierte er Soziologie an den Universitäten in Freiburg im Breisgau und Basel. Er brach sein Studium ab und verbüsste 1970 mehrere Monate Haft wegen Dienstverweigerung. Anschliessend war er als Journalist tätig, u.a. als Mitbegründer der Literaturzeitschrift Drehpunkt. Seit 1978 lebt er als freier Schriftsteller in Bern. 1980 war er Gastdozen] am Oberlin College in Oberlin (Ohio), 1982 unternahm er eine Lesereise durch Australien. Gegenwärtig lebt er abwechselnd in Bern und Berlin.
Christoph Geisers Prosa und Lyrik war anfangs von Kafka und Brecht beeinflusst und beschäftigte sich hauptsächlich mit gestörten Familienbeziehungen. Seit Mitte der 1980er und mit Geisers Bekenntnis zur eigenen Homosexualitä] verlagerte sich die Thematik hin zur Enttabuisierung sexueller Obsessionen.
Christoph Geiser ist Mitglied des Verbandes der Autorinnen und Autoren der Schweiz, des Deutschschweizer P.E.N.-Zentrums sowie korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.
Auszeichnungen
- 1973 Förderpreis des Kantons Bern
- 1975, 1976, 1985 Buchpreis der Stadt Bern
- 1974 Preis der Schweizerischen Schillerstiftung
- 1978 Preis der Schweizerischen Schillerstiftung
- 1984 Literaturpreis der Stadt Basel
- 1992 Literaturpreis der Stadt Bern
- 2000 Dresdner Stadtschreiber
- 2004 und 2009 Literaturpreis des Kantons Bern
- 2012 Weiterschreiben, Stipendium und Auszeichnung der Stadt Bern
- 2014 Literaturpreis des Kantons Bern
- 2018 Grosser Literaturpreis von Stadt und Kanton Bern
- 2020 Schweizer Literaturpreis
Künstlerisches Schaffen
Nach den ersten Erzähl- und Lyrikbänden wurden Christoph Geiser mit den Romanen Grünsee und Brachland die ersten Erfolge zuteil. Politik, Gesellschaft, Familie und Homosexualität sind die wesentlichen Themen der frühen Werke. Die deutlichste Zäsur in Geisers Schaffen als Romanschriftsteller findet sich nach Wüstenfahrt, einem Roman über eine Männerbeziehung: In den Werken Das geheime Fieber und Das Gefängnis der Wünsche wendet er sich kulturhistorischen Stoffen zu, dem Leben des italienischen Barockmalers Caravaggio einerseits und einer imaginären Konfrontation zwischen dem Marquis de Sade und Goethe andererseits. Besonders in seinen zuletzt erschienenen Werken Die Baumeister, Über Wasser und Wenn der Mann im Mond erwacht löst Geiser mit seiner Assoziationstechnik und den „Wortkapriolen“ die konventionelle Begrifflichkeit auf. Christoph Geiser wendet sich damit im Gegensatz zu seinen ersten Romanen vermehrt an ein Publikum, das mit der Ausdrucksweise der literarischen Moderne vertraut ist.
Werke
- Bessere Zeiten (Gedichte). Regenbogen, Zürich 1968
- Mitteilung an Mitgefangene. Gedichte für die Insassen der Strafanstalt Oberschöngrün, Solothurn. Lenos Verlag, Basel 1971
- Hier steht alles unter Denkmalschutz. Erzählungen. Lenos, Basel 1972
- Warnung für Tiefflieger. Gedichte und Mittelland-Geschichten. Lenos, Basel 1974
- Zimmer mit Frühstück. Erzählung. Lenos, Basel 1975; ebd. 1992, ISBN 3-85787-607-7
- Grünsee. Roman. Benziger, Zürich 1978
- Brachland. Roman. Benziger, Zürich 1980
- Neuausgabe: Grünsee – Brachland. Zwei Romane (plus CD-ROM). Ammann, Zürich 2006, ISBN 3-250-60091-1
- Disziplinen. Vorgeschichten. Lenos, Basel 1982
- Wüstenfahrt. Roman. Nagel & Kimche Verlag, Zürich 1984
- Das geheime Fieber. Roman. Nagel & Kimche, Zürich 1987
- Das Gefängnis der Wünsche. Roman. Nagel & Kimche, Zürich 1992, ISBN 3-312-00181-1
- Wunschangst (Acht Erzählungen, ill. v. Hannes Steinert). MännerschwarmSkript, Hamburg 1993, ISBN 3-928983-14-8
- Kahn, Knaben, schnelle Fahrt. Eine Fantasie. Nagel & Kimche, Zürich 1995, ISBN 3-312-00207-9
- Die Baumeister. Eine Fiktion. Nagel & Kimche, Zürich 1998, ISBN 3-312-00244-3
- Über Wasser. Passagen. Ammann Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-250-60059-8
- Wenn der Mann im Mond erwacht. Ein Regelverstoß. Ammann, Zürich 2008, ISBN 978-3-250-60109-8
- Der Angler des Zufalls. Schreibszenen. Hrsg. von Michael Schläfli. MännerschwarmSkript, Hamburg 2009, ISBN 978-3-939-54279-7
- Schöne Bescherung. Kein Familienroman. Offizin, Zürich 2013, ISBN 978-3-907496-82-4
Literatur
- Martin Schellenberg (1987): Stoffe – Motive – Formen im Werk Christoph Geisers. Abhandlung zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich.
- Malcolm Pender (1991): The „literarische Ich“ as Vantage Point, in: Rejection and Emancipation. Writing in German Speaking Switzerland 1945–1991, herausgegeben von Michael Butler und Malcolm Pender, New York, Oxford: Berg, S. 156–170.
- Rosmarie Zeller (1992): Der Neue Roman in der Schweiz: Die Unerzählbarkeit der modernen Welt, Seges, Neue Folge 11, Freiburg: Universitätsverlag, S. 55–60.
- Michael Gratzke (2000): Liebesschmerz und Textlust. Figuren der Liebe und des Masochismus in der Literatur, Würzburg: Königshausen & Neumann, S. 265–270.
- Martina Karena Schneider: Das „Coming-Out“ der Sprache, Kiel 1996.
- Michael Schläfli: Vom Schlachtfeld zur Oase? Notieren als Schreibverfahren bei Christoph Geiser, Bern: Schweizerisches Literaturarchiv 2006 (= Arbeitsberichte des Schweizerischen Literaturarchivs)
- Gonçalo Vilas-Boas: Von der „Insel“ weg in die Welt. Zeitgenössische Schweizer Autoren auf der Reise nach Ost und West (Christoph Geiser und Christian Kracht), in: Hernández, Isabel und Martí-Peña, Ofelia (Hrsg.): Eine Insel im vereinten Europa? Situation und Perspektiven der Literatur der deutschen Schweiz, Berlin: Weidler 2006, S. 107–122.
- Michael Schläfli: Die Entstehung von Christoph Geisers Romanen Grünsee und Brachland, in: Quarto. Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs (2007): Hermann Burger, S. 19–27.
- Michael Schläfli: "Der Text kommt aus der Dunkelheit!" Christoph Geiser schreibt "Im Freigehege", in: Hubert Thüring, Corinna Jäger-Trees, Michael Schläfli (Hrsg.): Anfangen zu schreiben. Ein kardinales Moment von Textgenese und Schreibprozess, München: Wilhelm Fink 2009 (= Zur Genealogie des Schreibens , Bd. 11).
Weblinks
- Christoph Geisers Website
- Eintrag im Autoren-Verzeichnis der Stiftung Bibliomedia
- Geiser, Christoph im Lexikon der Autorinnen und Autoren der Schweiz AAdS
Bestände UB Bern
- Autorenhomepage von Christoph Geiser (NB, wenn Kategorie = Webarchiv)
Quellen
Dieser Text entstand auf Grundlage der Freien Enzyklopädie Wikipedia und wurde am 20.02.2011 hier eingestellt. Der Originaltext wurde unter der GNU Free Documentation License und der Creative Commons Lizenz (CC-BY-SA) veröffentlicht. (Originalversion in der Wikipedia)