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Wiedmer, Christian: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben ==
== Leben ==
"Christian Wiedmer war Schlosser in Signau, im Nebenamt Mitarbeiter, später Redaktor am 1845 gegründeten Langnauer ''Dorfblatt'', das sich dann zum ''Emmentaler Wochenblatt'' weiterentwickelte und heute ''Emmentaler Blatt'' heisst. er ist einer jener strebsamen, intelligenten Autodidakten, wie sie das liberale 19. Jahrhundert in grosser Zahl hervorgebracht hat.  
"Christian Wiedmer war Schlosser in Signau, im Nebenamt Mitarbeiter, später Redaktor am 1845 gegründeten Langnauer ''Dorfblatt'', das sich dann zum ''Emmentaler Wochenblatt'' weiterentwickelte und heute ''Emmentaler Blatt'' heisst. Er ist einer jener strebsamen, intelligenten Autodidakten, wie sie das liberale 19. Jahrhundert in grosser Zahl hervorgebracht hat.  


Am 2. Februar 1808 als Spross einer Generationereihe von Dorf- und Störschneidern geboren, hätte der mutwillige, zu allem Schabernack aufgelegte Bub, dessen Temperament indes durch eine früh auftretende Drüsenkrankheit gezügelt wurde, das väterliche Schneiderhandwerk erlernen sollen. Sein Wunsch, Mechaniker zu werden ging nur nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten in Erfüllung. Durch die Vermittlung einer verheirateten Tante in Basel begann er eine Lehre in der Rheinstadt, bei einem Meister, der es zuliess, dass üble Gesellen den oft kränkelden Lehrbuben nach Noten hänselten und plagten. (...)
Am 2. Februar 1808 als Spross einer Generationereihe von Dorf- und Störschneidern geboren, hätte der mutwillige, zu allem Schabernack aufgelegte Bub, dessen Temperament indes durch eine früh auftretende Drüsenkrankheit gezügelt wurde, das väterliche Schneiderhandwerk erlernen sollen. Sein Wunsch, Mechaniker zu werden ging nur nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten in Erfüllung. Durch die Vermittlung einer verheirateten Tante in Basel begann er eine Lehre in der Rheinstadt bei einem Meister, der es zuliess, dass üble Gesellen den oft kränkelden Lehrbuben nach Noten hänselten und plagten. (...)


Die Lehre wurde abgebrochen, der Jüngling reiste nach Hause zurück - was damals drei Tage in Anspruch nahm. Im benachbarten Lauperswil erlernte Wiedmer dann den Schlosserberuf, und er war fortan eifrig bemüht, für sein Handwerk Ehre einzulegen. (...)
Die Lehre wurde abgebrochen, der Jüngling reiste nach Hause zurück - was damals drei Tage in Anspruch nahm. Im benachbarten Lauperswil erlernte Wiedmer dann den Schlosserberuf, und er war fortan eifrig bemüht, für sein Handwerk Ehre einzulegen. (...)
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Kein Mensch fand sich, um mich zu unterstützen, <br />
Kein Mensch fand sich, um mich zu unterstützen, <br />
Mit Not nur kam ich bis zur Schlosserei, <br />
Mit Not nur kam ich bis zur Schlosserei, <br />
Diess drück mein Herz wie eine Last von Blie. <br />
Diess drückt mein Herz wie eine Last von Blei. <br />


Wiedmers Gedichte, häufig mundartliche, standen im übrigen meist auf der Titelseite seiner Langnauer Zeitung; oft befassten sie sich mit politischen Tagesfragen. (...)
Wiedmers Gedichte, häufig mundartliche, standen im übrigen meist auf der Titelseite seiner Langnauer Zeitung; oft befassten sie sich mit politischen Tagesfragen. (...)

Version vom 18. Oktober 2011, 16:35 Uhr

Christian Wiedmer (* 2. Februar 1808; † November 1857)

Persönlicher Beitrag

Emmentalerlied
Niene geit's so schön u luschtig
Wie daheim im Ämmetal;
Da git's allergattig Ruschtig,
Schöni Meitschi überall.

Manne het es ehrefeschti,
Wyber brav und hübscher Art,
Meitschi - we d si gsesch, so hesch di
Dry verliebt, so schön und zart.

Bäckli hei si rot wie Rose,
Ouge wie der Morgestärn:
Und jetz wärdet dir erst lose -
Si hei d Buebe grüsli gärn!

(1847, gekürzter Text)

Leben

"Christian Wiedmer war Schlosser in Signau, im Nebenamt Mitarbeiter, später Redaktor am 1845 gegründeten Langnauer Dorfblatt, das sich dann zum Emmentaler Wochenblatt weiterentwickelte und heute Emmentaler Blatt heisst. Er ist einer jener strebsamen, intelligenten Autodidakten, wie sie das liberale 19. Jahrhundert in grosser Zahl hervorgebracht hat.

Am 2. Februar 1808 als Spross einer Generationereihe von Dorf- und Störschneidern geboren, hätte der mutwillige, zu allem Schabernack aufgelegte Bub, dessen Temperament indes durch eine früh auftretende Drüsenkrankheit gezügelt wurde, das väterliche Schneiderhandwerk erlernen sollen. Sein Wunsch, Mechaniker zu werden ging nur nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten in Erfüllung. Durch die Vermittlung einer verheirateten Tante in Basel begann er eine Lehre in der Rheinstadt bei einem Meister, der es zuliess, dass üble Gesellen den oft kränkelden Lehrbuben nach Noten hänselten und plagten. (...)

Die Lehre wurde abgebrochen, der Jüngling reiste nach Hause zurück - was damals drei Tage in Anspruch nahm. Im benachbarten Lauperswil erlernte Wiedmer dann den Schlosserberuf, und er war fortan eifrig bemüht, für sein Handwerk Ehre einzulegen. (...)

Im Jahre 1831 verheiratete sich Christian Wiedmer; wenig später baute er ein eigenes Haus, und 1842 beschäftigte der tüchtige Berufsmann bereits zwölf Gesellen. Es war sein Ehrgeiz, das Geschäft nicht unter der Dichterei leiden zu lassen. (...)

Wiedmers Muse vermochte allzu weitgehende Ansprüche nicht zu befriedigen. Auch er empfand sein gelegentliches Ungenügen und entschuldigte sich deshalb oft auf rührende Weise:

Zu arm war ich, um Schulen zu benützen,
Kein Mensch fand sich, um mich zu unterstützen,
Mit Not nur kam ich bis zur Schlosserei,
Diess drückt mein Herz wie eine Last von Blei.

Wiedmers Gedichte, häufig mundartliche, standen im übrigen meist auf der Titelseite seiner Langnauer Zeitung; oft befassten sie sich mit politischen Tagesfragen. (...)

Als Radikaler machte Christian Wiedmer den unglücklichen Freischarenzug 1845 mit; bereits hatte man ihn in Signau totgesagt, da langte er zum Jubel der Bevölkerung eines Abends spät wieder zu Hause an. (...) Trotz seiner stets schwankenden Gesundheit war Wiedmer eine frohmütige, sangesfreudige Natur. Es ist anzunehen, dass der Dichter das Emmentaler Lied, das ihm ein bleibendes Nachleben sichert, zunächst im geselligen Kreis zur Zither vorgetragen hat." (Quelle: Nach Hans Sommer : Volk und Dichtung des Emmentals, Francke 1969, S. 45 ff.)

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