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Stocker, Karl

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Karl Emanuel Stocker (* 28.November 1896 in Schwarzenmatt; † 18. Februar 1993 in Schwarzenmatt), Lehrer, Mundartschriftsteller, Musiker

Leben

"Karl Stocker wuchs in einer Bergbauernfamilie als fünftes von sieben Kindern auf. Obwohl die Familie in bescheidenen Verhältnissen lebte und die Kinder bei der Arbeit mit anpacken mussten, wurde auch viel gemeinsam gespielt und gesungen. Der Wunsch des aufgeweckten, begabten Knaben, Lehrer zu werden, ging in Erfüllung. Nach dem Besuch des staatlichen Lehrerseminars Hofwil, war Karl Stocker einer der wenigen Glücklichen, welcher sogleich nach der Patentierung 1916 eine Stelle fand. Er wurde nach Latterbach in den untersten Teil des Simmentals an die Oberstufe gewählt. Bis in sein hohes Alter bezeichnete er die Jahre in Latterbach als die schönsten seines Lebens. 1927 heiratete er die junge, aparte Postangestellte Martha Schüpbach. 1929 wurde Karl Stocker an die Dorfschule in seiner Heimatgemeinde Boltigen gewählt. Bis zu seiner Pensionierung unterrichtete er dort an der Oberstufe. Schulehalten war für ihm keine kopflastige Wissensvermittlung, auch Herz und Hand kamen in der Schulstube nicht zu kurz.

Kulturelles Leben in der Gemeinde

Dem musisch Begabten war es ein Anliegen, das kulturelle Leben im Dorf zu fördern. Er leitete den Frauenchor, die Trachtengruppe, den Männerchor und komponierte für seine Sängerinnen und Sänger Lieder, die noch heute an Sängertagen zu hören sind.

Aus den persönlichen Notizen von Karl Stocker: Singfreudige Schulklasse. Die Dörfli-Leute wollen auch singen. Fleissige Sängerinnen und Sänger. Sie möchten auch auftreten! In Allmenden oberhalb Erlenbach und Latterbach wohnen über 30 junge Leute. Einige sind entfernt mit mir verwandt. Sie möchten auch singen.'

Als Regisseur, Bühnenbildner und Schauspieler wirkte er an zahlreichen Theateraufführungen der örtlichen Vereine mit. Fehlten bei einer Aufführung die passenden Lieder, wurden diese von Karl Stocker komponiert. An Sing- und Tanzwochen an der Lenk war er ein gern gesehener Instruktor und Referent. Einige Jahre spielte Karl Stocker die Bratsche in einem Streichquartett: Wir spielten schüchtern die leichteren Sätze von Hayden und Mozart, wurden aber nach und nach gewagter, traten auch öffentlich auf, (...) wagten sogar die 'Kunst der Fuge' von Bach.

Als Kirchgemeinderatspräsident und Organist half Karl Stocker das kirchliche Leben mit zu bestimmen. Sein Mandat als Synodalrat der bernischen Landeskirche kam der Gemeinde bei der Restaurierung der Kirche, bei der Gestaltung des Friedhofs und beim Orgelbau zugute. 1961 erschien der Band 'Evangelische Männerchorlieder', an welchem er massgeblich beteiligt war.

Nach der Pensionierung befasste Karl Stocker sich vermehrt mit der Ortsgeschichte. Ein Verzeichnis der Flurnamen seiner Heimatgemeinde war das Ergebnis dieser Forschertätigkeit.

Oft wurde Karl Stocker zum Vorlesen eingeladen, u.a. von Radio Bern. Die Geschichten dazu verfasste er selber. Als 1987 sein Mundartband 'Der Abestärn u ander Gschichti us em Simetal' heraus kam, ging vielen Freunden der Mundartdichtung der Wunsch in Erfüllung, die zahlreichen am Radio oder an Lesungen gehörten Erzählungen in einem Buch gesammelt wiederzufinden. Neben den tausenden mit Blumenmotiven bemalten Simmensteinen, den Liedern und Gedichten ist das Buch ein wertvolles Vermächtnis des Simmentaler Künstlers." (Quelle: Nachrufe und persönliche Notizen Karl Stockers. Zur Verfügung gestellt von Res Stocker, Sohn, 20.03.2015)

Eine umfangreiche Liedersammlung des Autors befindet sich im Archiv Kornhaus in Burgdorf.

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