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Das Lexikon der Berner Schriftstellerinnen
und Schriftsteller

Marti, Kurt

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Kurt Marti (* 31. Januar 1921 in Bern) ist ein Schweizer Pfarrer und Schriftsteller.

Leben

Kurt Marti wurde als Sohn eines Notars geboren. Er hatte einen um einige Jahre älteren Bruder.

Er besuchte zusammen mit Friedrich Dürrenmatt das «Freie Gymnasium» Bern. Nach dem Abschluss des Gymnasiums absolvierte er zunächst zwei Semester an der juristischen Fakultät der Universität Bern, bevor er sich für ein Studium der Evangelischen Theologie entschied, zuerst an der Universität Bern, danach (1945/46) an der Universität Basel, wo er massgeblich von Karl Barth geprägt wurde. Anschliessend verbrachte Marti im Auftrag des Ökumenischen Rates der Kirchen ein Jahr als Gefangenenseelsorger im Paris der Nachkriegszeit. Danach war er Pfarrer im bernischen Leimiswil. 1950 heiratete er Hanni Morgenthaler aus Langenthal, mit welcher er in den folgenden Jahren drei Söhne und eine Tochter hatte. Im selben Jahr (1950) trat Marti eine Stelle als Pfarrer im aargauischen Niederlenz an. 1961 bis 1983 war er Pfarrer an der Nydeggkirche in Bern.

1972 verweigerte ihm der Regierungsrat des Kantons Bern aus politischen Gründen eine Professur für Homiletik an der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Bern, obschon er zur Wahl vorgeschlagen worden war.[1] Seit 1983 wirkt er als freier Schriftsteller. 2007 verstarb seine Frau Hanni Marti-Morgenthaler.

In seinen Predigten und Aufsätzen, Gedichten und Aphorismen erweist sich Marti als ein engagierter und kritischer Literat. Einige seiner Texte wurden als „neue geistliche Lieder“ vertont. Mit dem autobiografischen Buch Ein Topf voll Zeit 1928–1948 hat er 2008 nach eigener Aussage sein letztes Werk veröffentlicht.

Er ist Mitbegründer der entwicklungspolitischen Organisation Erklärung von Bern und gehörte zur 2002 aufgelösten Autorenvereinigung Gruppe Olten.

Kurt Martis Vorlass befindet sich seit 2006 im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke (Auswahl)

Lyrik

  • Boulevard Bikini. Gedichte. Holzschnitte von Willy Leiser. Vorstadtpresse, Biel 1959
  • Republikanische Gedichte. Tschudy, St. Gallen 1959
  • Gedichte am Rand. Niggli, Teufen / Kiepenheuer & Witsch, Köln 1963
  • Gedichte, Alfabeete & Cymbalklang. Wolfgang Fietkau Verlag, Berlin 1974 (Schritte 11, Erstausgabe 1966), ISBN 3-87352-011-7
  • Meergedichte Alpengedichte. Fietkau, Berlin 1980 (Schritte 28, Erstausgabe 1975), ISBN 3-87352-028-1
  • Rosa Loui. Vierzg Gedicht ir Bärner Umgangsschprach. Luchterhand, Neuwied 1967
  • Leichenreden. Gedichte. Luchterhand, Darmstadt 1969
  • Heil-Vetia. Etwas wie ein Gedicht. Lenos (Litprint 97), Basel 1971
  • Paraburi. Eine Sprachtraube. Zytglogge, Bern 1972
  • Undereinisch. Gedicht ir Bärner Umgangssprach. Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1973
  • Meergedichte, Alpengedichte. Fietkau, Berlin 1975
  • Nancy Neujahr & Co. Literarischer Verlag Helmut Braun, Leverkusen 1976
  • Abendland. Gedichte. Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1980
  • Mein barfüßig Lob. Gedichte. Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1987
  • Der Geiger von Brig. Helvetische Jubelgedichte. Lenos, Basel 1991
  • Kleine Zeitrevue. Erzählgedichte. Nagel & Kimche, Zürich 1999
  • Der Traum geboren zu sein. Ausgewählte Gedichte. Nagel & Kimche, Zürich 2003
  • Zoé Zebra. Neue Gedichte. Nagel & Kimche, Zürich 2004

Prosa und Essays

  • Dorfgeschichten. Sigbert Mohn, Gütersloh 1960
    • erweiterte Neuausgabe als: Wohnen zeitaus. Geschichten zwischen Dorf und Stadt. Flamberg, Zürich 1965
      • veränderte Taschenbuchausgabe als: Dorfgeschichten. Luchterhand, Neuwied 1983
  • Die Schweiz und ihre Schriftsteller – die Schriftsteller und ihre Schweiz. EVZ, Zürich 1966
  • Abratzky oder Die kleine Brockhütte. Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1971
  • Zum Beispiel: Bern 1972. Ein politisches Tagebuch. Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1973
  • Die Riesin. Ein Bericht. Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1975
  • Zärtlichkeit und Schmerz. Notizen. Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1979
  • Bürgerliche Geschichten. Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1981
  • Ruhe und Ordnung. Aufzeichnungen, Abschweifungen 1980–1983. Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1984
  • Tagebuch mit Bäumen. Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1985
  • Nachtgeschichten. Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1987
  • Herausgehoben. Notizen und Details. Radius, Stuttgart 1990
  • Högerland. Ein Fußgängerbuch. Luchterhand, Frankfurt am Main 1990
  • Im Sternzeichen des Esels. Sätze, Sprünge, Spiralen. Nagel & Kimche, Zürich 1995
  • Ein Topf voll Zeit 1928–1948. Nagel & Kimche, Zürich 2008
  • Notizen und Details 1964–2007. TVZ, Zürich 2010
  • Heilige Vergänglichkeit. Spätsätze. Radius, Stuttgart 2010

Theologische Texte

  • Dialog Christ – Marxist. Ein Gespräch (mit Konrad Farner). Der Text zum Film von Richard Dindo. Verlagsgenossenschaft, Zürich 1972
  • „Der Mensch ist nicht für das Christentum da“. Ein Streitgespräch über Gott und die Welt zwischen einem Christen und einem Agnostiker (mit Robert Mächler). Lutherisches Verlagshaus, Hamburg 1977
    • neu aufgelegt als: Damit der Mensch endlich wird, was er sein könnte. Benziger, Zürich 1993
      • nochmals neu aufgelegt als: Woher eine Ethik nehmen? Streitgespräch über Vernunft und Glauben. Nagel & Kimche, Zürich 2002
  • Lachen Weinen Lieben. Ermutigungen zum Leben. Radius, Stuttgart 1985
  • Zart und genau. Reflexionen – Geschichten – Gedichte – Predigten, Berlin 1985
  • Die gesellige Gottheit. Ein Diskurs. Radius, Stuttgart 1989
  • Erinnerungen an die DDR und einige ihrer Christen. Jordan, Zürich 1994
  • Fromme Geschichten. Radius, Stuttgart 1994
  • Prediger Salomo. Weisheit inmitten der Globalisierung. Radius, Stuttgart 2002
  • Gott im Diesseits. Versuche zu verstehen. Radius, Stuttgart 2005

Werkausgabe

  • Werkauswahl in 5 Bänden. Nagel & Kimche, Zürich 1996

Gedichtvertonungen

  • Manchmal kennen wir Gottes Willen, 1966, vertont von Felicitas Kukuck 1967
  • Der Himmel, der ist, 1971, vertont von Winfried Heurich 1980
  • Kurt Marti Suite, Vertonungen der Gedichte Katechismusfragen, Hotel Jesus, Die Salbung, Ostermorgen, Bitte, Lobpreis, Anrufungen, Ganz Werden, Lichtstrahl, Protestantische Kirchenmusik, Predigtnot und Dahingehen, vertont und uraufgeführt von Chris Walden für Big Band und Chor 2007[3]

Literatur

  • Elisabeth Grözinger: Dichtung in der Predigtvorbereitung. Zur homiletischen Rezeption literarischer Texte – dargestellt am Beispiel der „Predigtstudien“ (1968–1984) unter besonderer Berücksichtigung von Bertolt Brecht, Max Frisch und Kurt Marti. Diss. Mainz 1990
  • Birgit Lönne: Entwicklungslinien der deutschsprachigen Lyrik in der Schweiz von den frühen fünfziger bis zu den frühen achtziger Jahren. Erika Burkart, Eugen Gomringer, Kurt Marti und Beat Brechbühl als exemplarische Autoren dieser Entwicklung. Diss. Leipzig 1990
  • Ernst Rudolf Rinke: Der Weg kommt, indem wir gehen. Theologie und Poesie der Zärtlichkeit bei Kurt Marti. Radius, Stuttgart 1990, ISBN 3-87173-800-X
  • Christof Mauch: Kurt Marti: Texte – Daten – Bilder. Luchterhand, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-630-61897-9
  • Christof Mauch: Poesie – Theologie – Politik. Studien zu Kurt Marti. Niemeyer, Tübingen 1992, ISBN 3-484-18118-4 (Studien zur deutschen Literatur 118).

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Siehe dazu: Kurt Marti, Zum Beispiel: Bern 1972, S. 37 und 111
  2. Literaturpreise 2010 des Kantons Bern
  3. Kurt Marti Suite bei Origin Records, mit Links zu Besprechungen in Jazz-Zeitschriften










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Weblinks UB Bern

Kurt Marti (* 31.1.1921)

Beruf: Pfarrer

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Mitglied im Berner Schriftstellerinnen und Schriftsteller Verein (BSV).

Persönlicher Beitrag

Kurt Marti wurde 1921 in Bern geboren. Nach der Matura zwei Semester Rechtsstudium, dann Theologiestudium in Bern und Basel bei Karl Barth. Im Dienste des ökomenischen Rates ein Jahr im Nachkriegsparis. Pfarrer in Leimswil, Niederlenz, und bis 1983 an der Nydeggkirche in Bern.

Weblinks UB Bern

Quellen